Sigrid, gerade habt ihr die Neuausrichtung des Kösel-Verlags abgeschlossen. Was ist neu?
Zwei Jahre harter Arbeit mit vielen produktiven Diskussionen liegen hinter uns. Wir wollten etwas schaffen, das in die Zukunft weist und gleichzeitig nicht alles über Bord wirft, was diesen Verlag mit seiner langen Tradition auszeichnet. Einzelne Programmbereiche haben wir neu zugeschnitten, andere haben wir so belassen, weil sie sich bewährt haben. Das I-Tüpfelchen ist unser neuer Außenauftritt zum Abschluss des Projekts. Mit frischer und moderner Optik und neuem Logo starten wir positiv ins Jahr 2023.
Bei welchen Programmbereichen gab es den meisten Handlungsbedarf?
Der Bereich Religion & Spiritualität wurde neu fokussiert. Die kirchlichen Institutionen verlieren an Relevanz, man sieht es an der stetig steigenden Zahl der Kirchenaustritte. Das heißt aber nicht, dass die Menschen ihren Glauben an der Kirchentür abgegeben haben. Für diese Suchenden wollen wir interessante Stimmen, Themen, Fragen rund um den christlichen Glauben präsentieren. Auch den Programmbereich Gesellschaft & Modernes Leben haben wir inhaltlich neu aufgestellt. Hier konzentrieren wir uns auf informative und zugängliche Sachbücher mit positiver Botschaft, die erkunden, was gutes Leben ausmacht und wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen. Dafür suchen wir nach Stoffen, mit denen wir ein breites Publikum ansprechen können.
Was bleibt?
Die erfolgreichen Programmbereiche Psychologie & Lebenshilfe und Leben mit Kindern führen wir mit Kraft und Elan weiter, immer orientiert an den grundsätzlichen Fragen und Themen der Leser*innen. Auch zukünftig publizieren wir hier überwiegend Rat gebende Bücher, künftig aber auch mit stärkerem Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, die wir aufgreifen wollen.
Welche Titel erscheinen im Rahmen der Neuausrichtung?
Die ersten Projekte in diesem neu aufgestellten Sachbuch sind bereits 2022 erschienen. »Demokratie braucht Religion« von Hartmut Rosa schaffte es gleich auf die Bestsellerliste. Es zeigt, wie relevant Religiosität trotz Kirchenkrise für unsere Gesellschaft bleibt. Ronja von Wurmb-Seibels Buch »Wie wir die Welt sehen. Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien« hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Wie bleibe ich informiert, ohne verzagt zu werden, ist ja eine Frage, die sich viele stellen in diesen krisenhaften Zeiten. Auch Bärbel Schäfers nachdenkliches und berührendes Buch »Avas Geheimnis«, das sich dem Thema Einsamkeit nähert, hat für viel Aufsehen gesorgt. Besonders vor dem Hintergrund des gerade für Sachbücher schwierigen Buchjahres 2022, haben wir uns sehr über diese Erfolge gefreut.
Wie geht es im Frühjahr weiter?
Der Titel »Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne. Warum uns ein bisschen Genderwahn guttut« von Stevie Schmiedel trifft den Nerv der Zeit. Ein fundierter, gleichzeitig erfrischend kurzweiliger Text mit jede Menge Debattenpotential. Im Programmbereich Leben mit Kindern widmet sich unsere sehr meinungsstarke Autorin Anne Dittmann dem Thema Allein- und Getrennterziehend: »Solo, selbst & ständig. Was Alleinerziehende wirklich brauchen« heißt ihr Buch. In der Psychologie präsentieren wir Gabor Maté »Vom Mythos des Normalen. Wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert«. Ein New York Times-Bestsellerautor und international renommierter Trauma-Experte. Und im Bereich Religion freuen wir uns auf ein neues Buch von Rainer Maria Schießler, »Hoffnung, gerade jetzt! Von Mut getragen durch alle Lebenslagen« - ein wunderbares Motto auch für unsere Arbeit im Verlag.
