Aktuelles | 30.11.2023 | Pantheon, C. Bertelsmann

Wir trauern um unseren Autor Henry Kissinger

Henry Kissinger

Der langjährige C.Bertelsmann-Autor und „Jahrhundert-Diplomat“ ist am 29. November im Alter von 100 Jahren in Connecticut gestorben.

Als Außenminister und Sicherheitsberater Richard Nixons prägte Henry Kissinger die Politik der USA maßgeblich und galt als treibende Kraft der Entspannungspolitik im Kalten Krieg. Für das Waffenstillstands- und Abzugsabkommen mit Vietnam erhielt er 1973 den Friedensnobelpreis.

Am 27. Mai 1923 wurde Heinz Alfred Kissinger im fränkischen Fürth geboren. Die deutsch-jüdischen Eltern beschlossen 1938, nur drei Monate vor der Reichspogromnacht, mit ihren Söhnen Heinz Alfred und Walter in die USA zu emigrieren. In New York wurde aus Heinz Henry, doch seine emotionale Bindung zu Fürth und seinem Fußballverein blieb bis zu seinem Tod bestehen.

Seine guten Noten ermöglichten Henry Kissinger ein Studium am City College of New York. Sein Intellekt, seine Scharfsinnigkeit und seine Deutschkenntnisse prädestinierten ihn für den Militärdienst und die Spionageabwehr. Während des Zweiten Weltkriegs war er in Europa stationiert, und bis 1947 auch in Deutschland.

Zurück in den USA studierte Kissinger Politikwissenschaften und schloss seine akademische Karriere mit einer Promotion und der wohl längsten Dissertation aller Zeiten in Harvard ab. Hier knüpfte er bereits ein Netzwerk diplomatischer Kontakte in China, Europa und Lateinamerika.  

Die Karriere Kissingers blieb jedoch nicht frei von Kritik. Mit der Wahl Richard Nixons zum Präsidenten stieg er zum offiziellen Berater für Außen- und Sicherheitspolitik auf und übernahm 1973 zusätzlich das Amt des Außenministers. Seine strikt verfolgte Realpolitik, die – falls notwendig – auch nicht vor dem Einsatz gewaltsamer Mittel zurückschreckte, machte ihn zeitlebens zu einem umstrittenen Akteur. Befürworter seines Kurses betonen jedoch vor allem seine Eigenschaften als Friedensstifter: So bereitete er den Rückzug Amerikas aus Vietnam ebenso vor wie Rüstungsabkommen mit der Sowjetunion und Friedensregelungen im Nahen Osten. Als er 1973 den Friedensnobelpreis erhielt, wurde diese Entscheidung heftig diskutiert.

Nachdem Präsident Nixon in Folge des Watergate-Skandals zurücktreten musste, blieb Kissinger unter dem neuen US-Präsidenten Gerald Ford im Amt. Seinen Posten musste Kissinger erst räumen, als der Demokrat Jimmy Carter 1977 als Präsident vereidigt wurde.

Großen politischen Einfluss behielt Kissinger weit über seine Amtszeit hinaus, er blieb ein wichtiger Berater in außenpolitischen Fragen. Die amerikanische Präsidentschaft blieb ihm als gebürtigem Deutschen jedoch verwehrt. »Ich habe mir alle möglichen Tricks ausgedacht, wie ich das Hindernis überwinden kann«, kommentierte er dies anlässlich seines neunzigsten Geburtstags nicht ohne Humor.

Bis zu seinem Tod war er ein gefragter Kommentator zu Fragen der nationalen Sicherheit. Als Gründer der Beratungsfirma Kissinger Associates beriet er informell, aber häufig US-Präsidenten, und traf sich mit unzähligen Staatsoberhäuptern aus fast allen Ländern der Welt. „Der Jahrhundertstratege und Strippenzieher für alles Globale“, wie ihn die Süddeutsche Zeitung nannte, blieb bis zuletzt eine wichtige Stimme zum Weltgeschehen.

In seinen Büchern gelang dem Autor Henry Kissinger eine meisterhafte Verbindung seiner wissenschaftlichen und politischen Kenntnisse sowie persönlichen Erfahrungen. Sein Insiderwissen verarbeitete er immer wieder als Autor, was sein Image als scharfsichtiger Diplomat festigte. Insgesamt schrieb Henry Kissinger 21 Bücher, darunter zahlreiche internationale Bestseller, die auf Deutsch bei C. Bertelsmann und Pantheon veröffentlicht wurden. Zuletzt erschienen „China“ (2011), „Weltordnung“ (2014) und „Staatskunst“ (2022), das er seiner Frau Nancy, der „Inspiration meines Lebens“ widmete.

Unsere Anteilnahme gilt seiner Ehefrau, seinen Kindern und Enkelkindern.

 

 

 

 

 

Quellen: https://www.henryakissinger.com/ / https://www.sueddeutsche.de/

 

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