Warum fällt es Frauen schwer, über Geld zu sprechen und ihre finanziellen Dinge zu ordnen?
Viele Frauen leben noch mit alten Glaubenssätzen wie „Geld verdirbt den Charakter“. Zu Hause wurde und wird oft nicht über Geld gesprochen. Und in der Schule steht Geld und der richtige Umgang damit – also das, was man unter “Financial Literacy” oder auch „Finanzbildung“ versteht – auch nicht auf dem Lehrplan. Ganz tief in sich drin denken Frauen vielleicht auch, dass es besser ist zu geben als zu nehmen. Aus diesem Grund trauen Frauen sich häufig nicht, einen Preis für ihre Leistung zu verlangen und schneiden auch in Gehaltsverhandlungen schlechter ab als ihre männlichen Kollegen. Und dann ist da noch der Perfektionismus, der vielen Frauen im Weg steht. Sie denken, das Thema Geldanlage und Aktien sei so kompliziert und komplex, dass sie es nie verstehen werden. Dabei ist solide Geldanlage alles andere als kompliziert!
Wie motivieren Sie Frauen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen?
Ich erkläre die „Geheimsprache“ der Finanzwelt und zeige auf, dass hier auch nur mit Wasser gekocht wird. Wenn man erstmal verstanden hat, dass man nicht gleich alles wissen muss und mit einem guten Gefühl einfach anfangen kann, dann ist schon viel gewonnen. Die eigene finanzielle Wellness – wie ich es nenne – kann mit einfachen Schritten erreicht werden.
Was ist der erste Schritt zur finanziellen Wellness?
Aufräumen in Gelddingen – wie bei einem Frühjahrsputz. Da kommt Geld zum Vorschein, das man gar nicht auf dem Zettel hatte. So ein paar alte Abos und Mitgliedschaften, unnötige Versicherungen und überteuerte Rechnungen. Meist findet man sofort ein paar Zehner, die man in einem Sparplan für sich arbeiten lassen kann.
Warum ist finanzielle Bildung heute wichtiger denn je zuvor – vor allem für junge Leute?
Unser Leben hat sich total verändert. Unsere Eltern haben in der Regel ihr ganzes Arbeitsleben an einem Ort verbracht, meist einen Beruf ausgeübt und, wenn sie angestellt waren, den Arbeitgeber selten gewechselt. Das ist für die meisten von uns ganz anders. Auch Scheidungen und Trennungen sind an der Tagesordnung. Das ist auf der einen Seite sehr traurig, auf der anderen Seite zeigt es aber auch überdeutlich, wie notwendig es ist, dass Frauen ein eigenes Konto und einen Überblick über die Familien-Finanzen haben – egal, ob sie ihr eigenes Geld verdienen oder sich vorwiegend um die Kinder kümmern.
Was raten Sie Ihrer 18-jährigen Tochter zum Start in ihr Erwachsenenleben?
A: Du kannst alles erreichen und du kannst alles lernen. Sag einfach erst mal „hier“, wenn jemand eine Aufgabe hat, die dich interessiert, und überlege dir dann, wie du sie angehst. Eine gute Ausbildung vorausgesetzt, ist Neugier heute eine der wichtigsten Eigenschaften überhaupt. Diese Neugier sollte dabei auch ganz selbstverständlich einschließen, sich für das Thema Geld und Finanzen und die Absicherung der eigenen Existenz zu interessieren.
Wie ist Ihr persönliches Money-Mindset und wie kamen Sie auf das Thema Finanzen und Geldanlage?
Ich habe sehr früh gelernt, wie schön es ist mit einem vollen Sparschwein zur Bank zu gehen und die Beträge auf dem Konto wachsen zu sehen. Das war für mich kein Verzicht, sondern Ansporn, noch mehr zu sparen. Außerdem hatte ich ein konkretes Ziel vor Augen: Ich wollte vorsorgen, damit ich meine Oma, wenn sie es einmal brauchen würde, zu Hause pflegen könnte. Das habe ich dann auch getan, sie hat sechs Jahre bei uns in der Familie gelebt bis zu ihrem Tod.Zu meinem Beruf als Börsen-Journalistin kam ich durch meine Neugier auf Neues – und genau so, wie ich es meiner Tochter heute rate: Als in der n-tv Redaktion Berlin, in der ich meinen ersten Job als Nachrichtenredakteurin hatte, jemand gesucht wurde, der vom einen auf den anderen Tag die Moderation der zuvor aus Frankfurt gesendeten „Telebörse“ übernehmen konnte, habe ich mich einfach gemeldet – und dann überlegt, wie ich das schaffe.