Anikó, die sich in Deutschland Margarete nennt, ist 20 und Studentin, als sie ungewollt schwanger wird. Schweren Herzens bricht sie ihr Studium ab und nimmt den Heiratsantrag von Lenz an. Denn Margarete, die als Kind aus Ungarn vertrieben wurde und in Armut aufwuchs, wünscht sich nichts mehr als eine sichere Zukunft. Lenz, ein erfolgreicher Arzt, kann ihr alles bieten, was in den 1960er Jahren als ideale Voraussetzung für eine glückliche Familie gilt.
Wenige Jahre später hat Margarete, mittlerweile Mutter von zwei Mädchen, fast täglich das Gefühl zu versagen. Das Muttersein überfordert sie, Lenz ist kaum anwesend und vergnügt sich mit anderen Frauen. Margarete hält durch, wahrt die Fassade. Bis sie an einem heißen Sommertag wahllos ein paar Dinge in den Koffer wirft, ihre Kinder zu Hause zurücklässt und zur Bushaltestelle eilt. Noch in derselben Nacht taucht sie in die studentische Lebenswelt ein, die sie mit 20 Jahren aufgegeben hatte. Zerrissen zwischen der Erfüllung ihres Lebenstraums und der Selbstaufgabe für ihre Familie fragt sie sich: Kann der radikale Bruch die Lösung sein?
Lisa Quentin hatte in ihrem Debütroman „Ein völlig anderes Leben“ (erstmals erschienen 2022, kommt am 20.03.2024 als Goldmann Taschenbuch heraus) ein wenig bekanntes Kapitel aus der jüngeren deutschen Vergangenheit in den Fokus gerückt: Zwangsadoptionen in der DDR. Ihre Gabe, sich in betroffene Frauen einzufühlen und deren Perspektive nachvollziehbar zu schildern, zeigt sie auch in ihrem zweiten Roman „Eine gute Ehe“. In beiden Romanen sucht die Autorin nach Wahrhaftigkeit. Wie ist es wirklich, wenn sich Mutter und Tochter nach Jahrzehnten der erzwungenen Trennung wiederbegegnen? Wie sieht die Realität für eine Frau aus, die in den 1960er Jahren fest an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf glaubt? Lisa Quentin beantwortet die Fragen differenziert und über die konkrete historische Situation hinaus zeitlos aktuell.
Zum Interview mit Lisa Quentin über ihren Roman "Eine gute Ehe".