Aktuelles | 31.08.2022 | Diana Verlag

Über das Wagnis der Liebe in der zweiten Lebenshälfte

Maria Barbal "Die Zeit, die vor uns liegt"

Interview mit Maria Barbal zu ihrem neuen Roman Die Zeit, die vor uns liegt"

Die Zeit, die vor uns liegt

In Ihrem neuen Roman Die Zeit, die vor uns liegt erzählen Sie die Geschichte von Elena und Armand, die vergessen haben, wie es sich anfühlt frei zu sein. Welche Botschaft haben Sie für Ihre Leser*innen?

Die Botschaft hängt natürlich immer auch von der Lebensgeschichte, der Lebenserfahrung eines jeden einzelnen Lesers, jeder einzelnen Leserin ab, aber ich denke, im Roman geht es um die Fähigkeit, frei über das eigene Leben entscheiden zu können, und dies ungeachtet unserer jeweiligen Umstände. Und auch darum, dass wir in der Lage sind, Fehler zu erkennen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, und uns diesen zu stellen.

 

Wie kam es zu der Idee, dass Elena und Armand sich bei einem Yogakurs kennenlernen? Haben Sie selbst mal Yoga gemacht?

Ja. Vor ein paar Jahren habe ich selbst Yoga praktiziert und mache noch immer Tai Chi, und zwar in einem ähnlichen Bürgerzentrum, wie ich es im Roman beschreibe. Dort ist mir auch zum ersten Mal der Gedanke gekommen, über die Liebe im reifen Alter zu schreiben, eine Idee, die dann Wurzeln geschlagen hat.

 

Wie würden Sie Ihre beiden Protagonisten charakterisieren?

Armand ist ein Mann mit klaren Vorstellungen. Er hat versucht, seiner Einsamkeit zu entfliehen, was ihm aber bislang nicht gelungen ist. Als er Elena kennenlernt, steht für ihn gleich fest, dass er mit dieser Frau ein neues Leben beginnen könnte. Er ist ein Mensch voller Tatendrang und freut sich an den ganz alltäglichen Dingen. Die fehlende Beziehung zu seinem Sohn bringt jedoch auch Unsicherheit und Traurigkeit in sein Leben.

Nach ihrer Pensionierung als Lehrerin hat sich in Elenas Leben eine Leere ausgebreitet. Im Alltag fühlt sie sich unsicher und die nicht vorhandene Beziehung zu ihrem Mann lastet ebenso auf ihr wie verschiedene Momente ihrer Vergangenheit. Sie zögert, aber sie ist sich auch darüber im Klaren, dass sie trotz aller Schwierigkeiten noch eine Chance hat. Allerdings hat sie auch nicht mehr viel Zeit zu verlieren, was ihr bewusst wird, als sie Armand kennenlernt.

 

Weshalb haben Sie für Ihre Protagonisten Elena (Sie-Perspektive) und Armand (Ich-Perspektive) unterschiedliche Erzählperspektiven gewählt?

Armand war für mich der Auslöser, um diesen Roman zu beginnen. Es war, als würde er zu mir sprechen, ich hörte seine Worte. Da waren sein Selbstvertrauen, sein Sinn für Humor. Seine Erzählstimme in der ersten Person hat sich mir gleichsam aufgedrängt. Elena dagegen, die bis zuletzt von Zweifeln und Bedenken geplagt wird, brauchte eine andere Erzählstimme, eine, die sie aus einer einfühlenden Perspektive heraus nuancierter erklären konnte, eben die dritte Person.

 

Ihr Roman lässt sich als Aufforderung lesen, Glück und Spontaneität in der Gegenwart wiederzufinden. Was macht für Sie ganz persönlich wahrhaftiges Glück aus?

Das zu erläutern fällt mir schwer, aber ich würde sagen, es hat damit zu tun, all das machen zu können, was mir gefällt und wichtig ist: ein gutes Gespräch auf einem Spaziergang mit Freunden, schreiben, über Literatur reden, verreisen, meine Familie verstehen und von ihr verstanden werden.

 

Was bedeutet das Älterwerden für Sie?

Alt zu werden bedeutet für mich, einiges aus meinem Leben hinter mir zu lassen und zu lernen, mit den neuen Lebensumständen gut zurechtzukommen, jeden Tag aufs Neue. Es bedeutet, das anzunehmen, was kommt, im Großen wie im Kleinen, mit Mut und Zuversicht und nicht zuletzt mit einer gehörigen Portion Humor.

 

Wie hat Ihr erstes Buch Wie ein Stein im Geröll Ihr Leben verändert?

Wie ein Stein im Geröll ist gleichsam in mein Leben eingebrochen und hat mich zur Schriftstellerin werden lassen. Der Roman hat mir einen Weg eröffnet, bewusster zu leben und er hat mich in meiner Liebe zu den Worten bestärkt, in deren Fähigkeit, Sinn zu vermitteln.

 

Schreiben Sie bereits an einem neuen Roman?

Ja. Es handelt sich um einen Roman, der mir sehr am Herzen liegt und mit eigenen Erinnerungen zu tun hat. Die Handlung spielt in der Nähe meines Geburtsortes. Die Protagonistin Nora, ein zwölfjähriges Mädchen, empfindet die Sonntage, die sie mit einem kleinen Jungen und einer Gruppe von Erwachsenen an einem Badesee verbringen darf, als eine beglückende Erfahrung. Sie beobachtet die Menschen um sie herum, die alle ihren Sehnsüchten und Wünschen nachhängen, ohne dass sie oftmals das, was sie wahrnimmt, wirklich verstehen kann. Doch ein Konflikt in der Gruppe wird zum Auslöser dafür, dass Noras Kindheit an einem dieser Sonntage ein Ende findet.

 

Übersetzung: Heike Nottebaum

© Diana Verlag. Die Nutzung des Interviews oder von Auszügen daraus ist nach Rücksprache mit der Presseabteilung möglich.

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