Aktuelles | 07.01.2022 | Goldmann

In­ter­view mit Heike Koschyk zu ih­rem Ro­man »Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld«

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»Die Geschichte der Familie Lagerfeld ist so unglaublich spannend und vielseitig, dass es eine Freude war, sie in Worte zu fassen.«

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Unter dem Pseudonym Sophie Bonnet sind Sie als erfolgreiche Krimiautorin bekannt und begeistern mit ihren Büchern rund um den Ermittler Pierre Durand viele Leser:innen. Mit dem Auftakt des Zweiteilers um die Familie Lagerfeld haben Sie jetzt das Genre gewechselt und einen historischen Roman geschrieben. Was hat Sie dazu gebracht, das Genre zu wechseln und diesen Roman zu schreiben?

Auslöser war eine Anfrage aus der Familie Lagerfeld, ob ich bislang unveröffentlichte Quellen für einen Roman über Otto Lagerfeld nutzen wolle. Da mir das historische Genre bereits von früheren Romanen vertraut ist, war ich sofort Feuer und Flamme.

Wenn man den Namen Lagerfeld hört, denkt man natürlich in erster Linie an den Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Was hat Sie daran gereizt, über Karls Vater, Otto Lagerfeld, und die Gründung des Unternehmens »Glücksklee« zu schreiben?

Das war Liebe auf den ersten Blick. Schon beim Sichten von Ottos Lebenserinnerungen habe ich es gar nicht abwarten können, über ihn zu schreiben. Die Geschichte der Familie Lagerfeld ist so unglaublich spannend und vielseitig, dass es eine Freude war, sie in Worte zu fassen. Und auch wenn Karl darin nur eine kleine Rolle spielt, werden seine Fans einiges über seine Wurzeln erfahren und feststellen, dass er seinem Vater in manchen Dingen gar nicht so unähnlich war.

Wann und wo schreiben Sie am liebsten? Haben Sie feste Routinen und Strukturen – oder kommt die Inspiration eher durch Abwechslung?

Während des Schreibprozesses befinde ich mich gedanklich so sehr in der Welt meiner Figuren, dass die Inspiration an den unmöglichsten Orten kommt. Da ist es hilfreich, einen Notizblock dabei zu haben oder ein Mobiltelefon mit Diktierfunktion. Um all diese Ideen zu kanalisieren ist eine gewisse Routine notwendig, daher arbeite ich am liebsten in meinem Schreibbüro.

Wie haben Sie recherchiert und was hat Ihnen daran besonders Spaß gemacht?

Basis und Ausgangspunkt meiner Recherchen waren die Dokumente aus dem Familienarchiv. Die bestehenden Lücken habe ich mit Hilfe von Archivmaterial aus ganz Deutschland geschlossen und durch umfangreiche Interviews mit Familienmitgliedern und Zeitzeugen. Und natürlich gehört zu einem solchen Projekt auch die Abklärung der historischen Hintergründe. Ich liebe es, in den entlegensten Quellen nach Antworten zu suchen, in andere Welten und Zeiten zu tauchen und die gewonnenen Informationen dann mit Leben zu füllen.

In »Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld« entführen Sie Ihre Leser:innen nicht nur nach Hamburg, sondern auch in ferne Länder wie Venezuela, die USA oder Russland, in die zu reisen damals recht beschwerlich war. War es spannender das Hamburg der Jahrhundertwende zu entdecken oder sind Sie mit Ihren Figuren lieber in die Ferne geschweift?

Beides. Ich lebe gerne in Hamburg und besitze eine umfangreiche Sammlung von alten Postkarten, Zeitschriften und Büchern über diese Zeit. Gleichzeitig war es unglaublich reizvoll, Ottos Spuren durch die Welt zu folgen. Ich bin quasi mit ihm auf Entdeckungsreise gegangen. Seitdem bin ich auch im Besitz von historischen Passierlisten und Reisetagebüchern.

Reisen Sie gerne? Und wohin wird Ihre nächste Reise gehen?

Ich bin sehr gerne unterwegs und der nächste Urlaub geht wie so oft in die Provence. Aber nach diesem Roman habe ich große Lust bekommen, die Welt per Schiff zu bereisen. Am liebsten über den Atlantik nach New York.

Das Zentrum der Familie Lagerfeld in Ihrem Roman ist der Kaufmann Otto Lagerfeld, der nicht nur die Familie Lagerfeld zusammenhält, sondern auch für seine Zeit sehr innovativ und zukunftsorientiert ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat. Was gefällt Ihnen an Ihrer Hauptfigur am besten?

Mir gefällt, wie Otto sich Herausforderungen stellt und in jeder noch so prekären Lage nach einem Ausweg sucht. Zudem ist er ein Hanseat nach altem Schlag. Weltgewandt, authentisch und geradlinig.

Welches Familienmitglied der Lagerfelds finden Sie neben Otto Lagerfeld besonders spannend und warum?

Die Geschichte von Ottos Bruder Paul hat mich am meisten überrascht. Zu Beginn des Projekts hatte ich mir bereits eine Meinung gebildet, bis im Laufe der Recherche viele bewegende Details ans Tageslicht gekommen sind. Und plötzlich wurde aus dem rebellischen und egoistischen Bruder ein Mann, der – weil er im entscheidenden Moment nachgibt – um die Erfüllung seines Lebenstraumes kämpfen muss und daran fast zerbricht.

Der Roman beruht auf der wahren Geschichte der Familie Lagerfeld, die in Teilen fiktionalisiert wurde. Was war für Sie als Autorin die größte Herausforderung bei diesem Prozess Wahrheit und Fiktion zu verknüpfen?

Mein Anspruch war es, einen möglichst wirklichkeitsgetreuen Roman zu schreiben, was bei einem Stoff, der bis zur Jahrhundertwende zurückreicht, nicht immer einfach war. Die Figurenzeichnung von Ottos großer Liebe Theresia empfand ich als besonders herausfordernd, da nur wenig über sie bekannt ist. Ich habe jede noch so kleine Information über die Familie Feigl zusammengetragen und diese mit den Beschreibungen aus Ottos Lebenserinnerungen verknüpft, bis ich das Gefühl hatte, der Wahrheit sehr nahe zu kommen. Wie groß der jeweilige Anteil an Realität und Fiktion ist, habe ich im Anhang des Buches vermerkt.

»Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld« ist der erste Teil einer Romandilogie. Was erwartet die Leser:innen im zweiten Band rund um die Familie Lagerfeld?

Im zweiten Band kommt es für die Familie zu einer Zerreißprobe. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Ehe mit der eigenwilligen Elisabeth, genannt Ebbe, aus der Christel und Karl hervorgehen. Und Pauls Sohn Kurt, der in Otto einen wichtigen Mentor findet und sich gegen Ebbe positioniert. Dazu kämpft Otto als Direktor der amerikanisch geführten Glücksklee Milchwerke gegen Versuche der Nationalsozialisten, die Firma zu zerschlagen. Es bleibt spannend.

 

© Goldmann Verlag

Interview bei gleichzeitiger Buchvorstellung zum kostenfreien Abdruck freigegeben.

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