Niemand hatte es jemals leicht auf dem Innerleithof in den Südtiroler Alpen, denn auf 1.670 Metern ist er der höchstgelegene des Dorfes Tiefenthal. Franziska, von Beruf Biologin, zog es aus Liebe zu einem Leben in der Natur und ihrem Mann Hannes hier herauf. Da von Landwirtschaft in den Bergen kaum jemand mehr leben kann, ist die Familie auf Feriengäste angewiesen, um das jahrhundertealte Erbe des Bergbauernhofs zu bewahren. Altbauer Sepp lässt seine Schwiegertochter deutlich spüren, wie wenig er von Feriengästen auf dem Innerleit hält, und als Franziska ihr viertes Kind erwartet, bahnt sich hinter der Kulisse des Postkartenidylls eine Katastrophe an.
Zwei Generationen zuvor bewirtschaftet Rosa den Innerleithof: geschickt, eigensinnig, zäh – eine Frau, wie es sie nie zuvor im Dorf gegeben hat. Im Krieg bleibt sie allein als Bäuerin zurück und leistet im Kampf mit der Natur Übermenschliches, um den steilen Hängen ein Leben für sich abzutrotzen. Sie hätte fortgehen können, in ein leichteres Leben. Doch sie bleibt und nimmt das Geheimnis ihrer Entscheidung für den Hof mit ins Grab. Ihrem Sohn Sepp, den sie auf sich gestellt durchbringt, wird sie später nie verzeihen, dass er den Ackerbau aufgibt und auf Milchwirtschaft setzt.
In ihrem Romandebüt „Bergland“ erzählt Jarka Kubsova die Geschichte einer Familie über drei Generationen. Sie schildert die Lebensverhältnisse in einer Region, die für viele Menschen Fluchtpunkt ihrer Sehnsüchte nach Ursprünglichkeit, Naturnähe und Freiheit ist. Im Zentrum der Geschichte stehen starke Frauen, die ihren Platz und ihre Rolle in einer Gemeinschaft suchen, die sich rasant im Wandel befindet. Intensiv spürt sich Jarka Kubsova in Franziska und Rosa hinein und findet für deren Erleben eine ganz eigene Sprache. Wahrhaftig und sinnlich drückt sich in ihr die Leidenschaft der Autorin für die Landschaft der Alpen aus und ihre tiefe Sympathie für die Menschen, die dort leben. So wird erfahrbar, was es ausmacht, mit einem Ort verwurzelt zu sein.