Über die Weiße Rose ist schon viel geschrieben worden. Warum haben Sie diesen Stoff für Ihren dritten Roman gewählt?
Ich habe tatsächlich genug Warnungen gehört, ausgerechnet darüber zu schreiben: Es sei doch schon alles darüber gesagt, die Geschichte sei mittlerweile völlig uninteressant, nur noch Märtyrerkitsch.
Aber: Widerstandsgeschichten sind Geschichten der Hoffnung. Und Hoffnung ist der zentrale Antrieb für eine konstruktive Gestaltung der Zukunft. Deshalb ist es wichtig, diese Geschichten wieder und wieder zu erzählen. Sie zeigen alternative Möglichkeiten auf. Sie stellen sich gegen die „Wir haben nichts gewusst“ – und „Wir konnten nichts tun“- Mythen. Sie geben Perspektiven, wo alles perspektivlos scheint. Und sie zeigen: Man ist niemals allein.
Sie erzählen die Geschichte dann auch in vielerlei Hinsicht auf noch nicht da gewesene Art. Der Schwerpunkt Ihres Erzählens liegt auf den Anfängen der Widerstandsgruppe und nicht auf ihrem Ende. Und Sie wählen nicht Sophie Scholl sondern Hans Scholl und Alexander Schmorell zu ihren Protagonisten..
Tatsächlich beschäftigen sich die meisten Werke zur Weißen Rose, ob fiktiv oder wissenschaftlich, mit Sophie Scholl. Das ist aus feministischer Sicht wunderbar, allerdings bleiben durch diese Fixierung andere Perspektiven auf der Strecke und so entschied ich mich, über die beiden Begründer der Gruppe zu schreiben. Denn letztlich ist die Weiße Rose auch eine Geschichte ihrer Freundschaft.
Sie sind auch im Theater sehr aktiv – nicht nur als Autorin von Bühnenstücken sondern auch als Regisseurin und Schauspielerin. Beeinflussen sich diese Tätigkeiten gegenseitig?
Vielleicht hilft mir meine Schauspieltätigkeit, mich in fremde Charaktere einzufühlen und einzudenken. Gerade beim Schreiben über historische Personen hat sich natürlich die Frage gestellt, inwieweit es denn vertretbar ist, ihnen Worte, die sie wohl nie gesagt haben, in den Mund zu legen. Allerdings wollte ich trotz aller Recherchen und historischer Fakten gar kein „So war es!“-Buch schreiben, sondern einen Roman. Vielleicht ist es wie bei einem Spielfilm, bei dem alle Kinobesucher wissen, dass Sie Schauspielerinnen und Schauspieler vor sich haben, die bloß vorgeben, jemand anderes zu sein. Und doch wird ihre Geschichte auf der Leinwand irgendwie wahr.
(Im Nachwort des Romans gibt die Autorin weitere Auskünfte zu den Hintergründen ihres Schreibens und Informationen zu den handelnden Figuren.)