Die mit Literatur- und Geschichtswissenschaftlern sowie Personen des öffentlichen Lebens besetzte Jury unter Vorsitz des in München ansässigen Rechtsanwalts Dietrich von Buttlar hatte sich bei der Auswahl einstimmig für „Der Kaiser reist inkognito“ entschieden. Das Werk berichtet von den zahlreichen Reisen Josephs II., die dieser inspiriert von den Gedanken der Aufklärung ohne großes Gefolge „unerkannt“ mit regem Interesse für die Not der Bevölkerung bzw. immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen für den Aufbau eines modernen Staates beging.
„Die Autorin stellt dabei einen außergewöhnlichen Herrscher näher dar, der seiner Zeit in vielem voraus war“, was nach Meinung der Jury der im Geiste Friedrich Schiedels geforderten Literatur vollumfänglich entspreche. „Zu einer Zeit, in der die Werte und Errungenschaften aufgeklärt-demokratischer Denkhaltungen erschreckend verblassen und drohen, in ihrer Gültigkeit in Frage gestellt zu werden, ist der Blick auf den großen Reformer auf dem Habsburgerthron, der sein Reich auf seinen zahlreichen Reisen mit liberaler Haltung ‚von unten‘ kennenlernen wollte, äußerst willkommen“, so die Jury zur Auswahlentscheidung. „Dies wird in Czernins gründlich recherchiertem Buch in lebendiger, teils fiktionalisierender Darstellungsweise eindrucksvoll zur sehr leserfreundlichen Veranschaulichung gebracht.“
Monika Czernin, 1965 in Klagenfurt geboren, studierte Politikwissenschaften und Philosophie in Wien. Die international renommierte Filmemacherin und Autorin (u. a. »Gebrauchsanweisung für Wien«, »Ich habe zu kurz gelebt. Die Geschichte der Nora Gräfin Kinsky«) konzentriert sich auf zentrale Figuren und Wendepunkte der europäischen Geschichte. Ihr Buch »Anna Sacher und ihr Hotel« stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Zuletzt erschien bei Penguin das hochgelobte Buch über Joseph II., »Der Kaiser reist inkognito«.
Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahebringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland. Seit 1983 wird der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach grundsätzlich im zweijährigen Rhythmus verliehen. Er wurde 1982 vom Unternehmer Senator e.h. Friedrich Schiedel seiner Heimatstadt Bad Wurzach gestiftet. Monika Czernin ist mittlerweile die 21. Preisträger und folgt damit Persönlichkeiten wie Brigitte Hamann, Wibke Bruhns, Gustav Seibt, Günter de Bruyn, Golo Mann, Helmut Schmidt oder dem zuletzt ausgezeichneten Arno Geiger.