Jahrhundertstimmen 1945-2000 - Deutsche Geschichte in über 400 Originalaufnahmen

Einige Fotografien aus der deutschen Geschichte haben sich in das öffentliche Gedächtnis gebrannt. Ein berühmtes Beispiel ist der "Bruderkuss" zwischen Michail Gorbatschow und Erich Honecker am 6. Oktober 1989 anlässlich des 40. Jahrestags der DDR. Ähnlich verhält es sich auch mit historischen O-Tönen: Tonaufzeichnungen wie John F. Kennedys berühmter Satz "Ich bin ein Berliner!" (Ausschnitt anhören), oder Walter Ulbrichts Aussage im Juni 1961, "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten ..." (Ausschnitt anhören), stehen symbolisch für ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte.

Ein ausführliches Booklet bietet neben Essays der Herausgeber*innen und historischen Fotografien Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen und Quellen.

Entstanden ist ein in dieser Dimension einzigartiges, 40-stündiges akustisches Projekt, das einen unmittelbaren, in mancher Hinsicht sogar neuen Blick auf historische Ereignisse öffnet.

Die Bandbreite der enthaltenen historischen O-Töne ist gewaltig. Zu hören sind unter anderem:

• eine Reportage von Reporter Hasso Wolf über die Trümmerfrauen auf dem Heidelberger Platz in Berlin (Ausschnitt hören)
• die Glosse "Wenn man Hunger hat, fährt man aufs Land" von 1945 (Ausschnitt hören)
• die Verkündung der Urteile gegen die 22 Angeklagten im Nürnberger Prozess am 30. September und 1. Oktober 1946 (Ausschnitt hören)
• die Verkündung des Grundgesetzes durch Konrad Adenauer am 23. Mai 1949 (Ausschnitt hören)
• ein Interview von 1951 mit Hildegard Knef anlässlich der Filmpremiere von Die Sünderin (Ausschnitt hören)
• Nelly Sachs' Friedenspreisrede vom 17. Oktober 1965 (Ausschnitt hören)
• Rudi Dutschkes Rede auf dem Vietnamkongress in West-Berlin am 17. Februar 1968 (Ausschnitt hören)
• eine Aufnahme vom Empfang des einmillionsten "Gastarbeiters" in Köln, Armando Rodrigues de Sá aus Portugal, am 10. September 1964 (Ausschnitt hören)

Bereits 2021 erschien Teil 1 der umfangreichen Edition, der sich mit historischen O-Tönen aus dem Zeitraum zwischen 1900 und 1945 beschäftigt:

In 230 historischen Originalaufnahmen sind die Ereignisse, das Leben in Politik, Kultur und Wissenschaft zu hören, unmittelbar und authentisch. Direkter war das Kaiserreich nie erlebbar als durch die Reden Wilhelms II. oder des echten Hauptmanns von Köpenick. Die Widersprüchlichkeiten der Weimarer Republik nie nachvollziehbarer als durch die Originalaufnahmen der Debatten im Reichstag der Jahre 1930 und 1933. Eindeutiger war die Absicht der Nationalsozialisten nie darstellbar und der Nachdruck des Widerstands und der Emigration nie erlebbarer als durch die sorgsam ausgewählten NS-Töne oder deren Gegenredner wie Franz Werfel, Thomas Mann oder Martha Arendsee.

In Gesprächen mit dem Historiker Ulrich Herbert, dem Verleger und Autor Michael Krüger und der Wissenschaftshistorikerin Annette Vogt führt Hans Sarkowicz ein und liefert Hintergründe zu den historischen Tonaufnahmen.