Aktuelles | 25.04.2022 | Goldmann

Interview zwischen Steve Cavanagh, Autor von „Thirteen“ und T. J. Newman, Autorin von „Flug 416“

Autorenfoto T. J. Newman
Buchcover Flug 416

T. J. Newman, eine ehemalige amerikanische Flugbegleiterin, hat mit Flug 416 (Originaltitel Falling) einen spektakulären Action-Blockbuster geschrieben. Der Hochgeschwindigkeits-Thriller erscheint am 16. Mai 2022.

Steve Cavanagh, dessen Justiz-Thriller Thirteen im Februar bei Goldmann erschienen und direkt auf der SPIEGEL-Bestsellerliste gelandet ist, hat ein ausführliches Interview mit seiner Autorenkollegin geführt.

Steve Cavanagh: T. J., herzlichen Glückwunsch zu Flug 416! Es ist ein erstaunlicher internationaler Erfolg und das zu Recht. Es ist ein großartiger Thriller! Kannst du uns den „Elevator-Pitch“ oder besser den „10.000-Höhenmeter-Pitch“ für diese Geschichte geben – worum geht es in deinem Buch?

T. J. Newman: Flug 416 erzählt die Geschichte eines Fluges von Los Angeles nach New York. Die Passagiere wissen allerdings nicht, dass kurz vor dem Start die Familie des Piloten entführt wurde und ihm gedroht wird: „Bring das Flugzeug zum Absturz, oder deine Familie stirbt.“ Die Geschichte folgt dann den heldenhaften Bemühungen der Besatzung und der Passagiere an Bord und gleichzeitig den Anstrengungen des FBIs und der Familie des Piloten am Boden, das Unmögliche zu schaffen und alle zu retten.

Steve Cavanagh: Eigentlich kaum zu glauben, dass das dein erster Roman ist. Er ist ein echtes Meisterwerk! Daher meine Frage, wie das alles eigentlich begann. Was hat dich zu dem Buch inspiriert?

T. J. Newman: Die Idee zu Flug 416 entstand während meiner Arbeit. Ich war zehn Jahre lang Flugbegleiterin, und meine Lieblingsstrecke war der Nachtflug von Los Angeles nach New York. Eines Nachts stand ich vorne in der Maschine und schaute den ganzen langen Gang hinunter. Es war dunkel, kalt und ruhig. Alle schliefen. Und während ich die Passagiere so betrachtete, kam mir plötzlich ein Gedanke: Das Leben von uns allen hier an Bord lag in den Händen der beiden Piloten. So viel Macht und Verantwortung! Wie verwundbar machte das die Cockpit-Besatzung eigentlich? Diesen Gedanken wurde ich nicht mehr los. Ein paar Tage später habe ich deshalb auf einer anderen Flugstrecke den Piloten gefragt: „Was würden Sie tun, wenn jemand Ihre Familie entführt und man Ihnen droht, sie zu töten, wenn Sie das Flugzeug nicht zum Absturz bringen?“ Wie er mich daraufhin ansah, machte mir Angst. Er hatte keine Antwort parat – und in dem Moment wusste ich, dass ich den Plot für meinen Thriller gefunden hatte.

Steve Cavanagh: Du hast also angefangen zu schreiben und das Buch immer wieder überarbeitet. Aber wie hast du dann einen Agenten gefunden? Und wie lief die Zusammenarbeit mit ihm, bis ihr schließlich einen Verlag für deinen Thriller gefunden hattet?

T. J. Newman: Ich kannte niemanden in der Verlagsbranche, ich hatte keinerlei Kontakte. Und ich hatte auch überhaupt keine Ahnung, wie ich vorgehen sollte. Also habe ich mir ein Buch mit dem Titel „The Essential Guide to Getting Your Book Published“ gekauft, es durchgelesen und bin dann den Ratschlägen darin gefolgt. Mir wurde klar, dass ich als Erstes einen Agenten finden musste. Also habe ich jede Menge Agenturen angeschrieben. Was ... nicht gut lief. Überhaupt nicht. Ich habe mein Manuskript 41 Agenten angeboten, die es alle abgelehnt haben. Meine 42. Anfrage war mein einziges „Ja“, und das kam von Shane Salerno von The Story Factory. Als wir anfingen zusammenzuarbeiten, hat es Klick gemacht. Er ist selbst Schriftsteller und Drehbuchautor und hat mir unheimlich wertvollen Input gegeben. Dank ihm habe ich den richtigen Dreh beim Erzählen gefunden. Vom ersten Entwurf bis zum fertigen Buch waren es mehr als dreißig Überarbeitungen – und die letzten, die während meiner Zusammenarbeit mit Shane entstanden, waren die besten.

Steve Cavanagh: Wie hast du es geschafft, so viel Spannung und Nervenkitzel zu erzeugen?

T. J. Newman: Ich wollte unbedingt eine Geschichte erzählen, die einen solchen Sog entwickelt, die so packend ist, die einem keine Atempause lässt, dass man einfach immer weiterlesen muss. Es hat lange gedauert – du erinnerst dich an die dreißig Überarbeitungen? –, bis ich die Story hatte. Ich habe radikal alles herausgestrichen, was für die Handlung nicht absolut notwendig war. Ich habe mir jeden Satz, sogar jedes einzelne Wort angesehen und überlegt: Muss das zwingend hier stehen? Wenn nicht, wurde es gestrichen.

Steve Cavanagh: Beim Lesen habe ich auch darüber gestaunt, was Flugbegleiter*innen alles leisten. Sie sind längst nicht nur dazu da, um Getränke und Essen zu servieren, sondern sie bilden in erster Linie ein hoch qualifiziertes Sicherheitsteam. Welches konkrete Wissen aus deinem früheren Beruf hast du in diesem Roman verarbeitet?

T. J. Newman: Ich wollte ursprünglich einfach eine spannende Geschichte erzählen. Aber seit Erscheinen des Romans haben so viele Leser*innen zu mir gesagt: „Ich wusste ja gar nicht, dass Flugbegleiter*innen so gut ausgebildet sind und so viel Verantwortung tragen! Durch dich habe ich ganz neuen Respekt für diesen Beruf.“ Es ist so schön, das zu hören. Und ich bin wirklich dankbar, dass ich mit meinem Buch auch zeigen konnte, worum es in diesem Beruf wirklich geht. Auch wenn ich die dramatischen Ereignisse in dem Buch zum Glück nicht selbst erlebt habe, entsteht doch bei jedem Flug ein großer Zusammenhalt unter uns Flugbegleiter*innen, gerade weil wir als Team so sehr auf die Sicherheit der Passagiere fokussiert sind. Dieser in dem Thriller beschriebene Zusammenhalt ist die Basis für diesen Job – bei jedem einzelnen Flug.

Steve Cavanagh: So viele international bekannte Autor*innen haben deinen Thriller mit begeisterten Zitaten unterstützt. Die meisten von ihnen sind sicher auch den deutschen Leser*innen bekannt. Was für ein Gefühl war das, so viel Aufmerksamkeit und positives Feedback zu erhalten? Und wer von all den Autor*innen ist dein Favorit?

T. J. Newman: Ich war völlig überwältigt von der enormen Unterstützung, die ich plötzlich von Leuten bekam, zu denen ich immer aufgeschaut hatte. Ich muss mich ehrlich gesagt immer noch kneifen, wenn ich daran denke, dass mein Buch überhaupt veröffentlicht wurde! Und wenn ich mir dann bewusst mache, dass Autoren wie James Patterson, Ian Rankin, Don Winslow oder Gillian Flynn mein Debüt nicht nur gelesen haben, sondern dass es ihnen auch richtig gut gefallen hat – das ist irgendwie surreal. Und ich muss mich schon wieder kneifen! Eigentlich jeden Tag. Für einen einzelnen Favoriten kann ich mich gar entscheiden, aber wenn ich es doch unbedingt müsste, wäre es eindeutig der großartige Steve Cavanagh!

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