Interview mit Karsten Schellenberg zu "Mensch, beweg dich einfach!"

K

arsten, du arbeitest als Personal-Trainer vor allem mit Sportlerinnen und Sportlern, mit prominenten Persönlichkeiten oder Leuten in Führungspositionen.Was ist deine Beobachtung: Wieso braucht es dieses Buch? Mehr Bewegung, können Menschen so was nicht allein?

Im Prinzip können sie das. Doch in der Realität tun viele es nicht. Deswegen bin ich überzeugt, dass es eine Erzählung und einige Impulse braucht. Daher ist es mein Beitrag, meine Erkenntnisse und Erfahrungen aus vielen Jahren als Sportler und als Trainer für sehr verschiedenartige Menschen mit anderen zu teilen. Dafür habe ich mir einen guten Mann als Co-Autor an meine Seite geholt und außerdem viele Fachleute angesprochen, um ein möglichst breites Spektrum an Themen abzudecken, die für Menschen relevant sind, wenn sie sich mehr bewegen wollen. Das soll hier kein klassischer Ratgeber sein, der sagt: »So und so musst du es tun, dann wirst du in zwei Wochen schlank oder glücklich.«

 

Sondern?

Das Buch soll anregen, soll verschiedene Fragen beantworten, kann vielleicht auch unterstützen, um das eine oder andere Hindernis beiseite zu räumen. Hier erwarten dich keine leeren Phrasen, sondern echte Inhalte, die helfen und wirken, damit man das Gelesene direkt ins eigene Leben übertragen kann.

 

Darf dieses Buch auch Spaß machen?

Das würde mich freuen. Deswegen habe ich auch die vielen verschiedenen Lebensgeschichten von meinen Klienten eingebaut. Weil’s dadurch interessant und lebensnah geworden ist. Und ich bin neugierig, an welchen Stellen die Leserinnen und Leser dann ihre Eselsohren in das Buch machen.

 

Wieso?

Weil das bedeutet, dass diese Stelle wichtig für sie ist. Und das können für jeden Menschen ganz unterschiedliche Stellen sein. Jeder kann ganz verschiedene Andockpunkte und Steigbügel haben, wo er oder sie beim Lesen sagt: »Ja, genau« oder »Ach, so ist das«. Und auch: »Klar, so einfach ist das. So mache ich das jetzt.« Das wäre mir das Allerliebste.

 

Warum braucht es genau diese Einfachheit?

In der heutigen Zeit wird man durch viele zum Teil recht seltsame oder manchmal leider auch unseriöse Einflüsse fast schon gezwungen, ganz viele Dinge kompliziert anzugehen. Da gibt es Videos zur Bewegungsanleitung, die viele Menschen mit viel zu viel Theorie schlichtweg überfordern. Wenn man keinen Leistungssport betreibt, ist man zu einigen solcher Übungen gar nicht in der Lage. Da wird vom Hundertsten ins Tausendste gesprungen, oft von jetzt auf gleich. Da wollen Leute glänzen mit Beschreibungen, die man als normaler Mensch gar nicht kennen oder verstehen, geschweige denn umsetzen kann. Und das muss man auch nicht, wenn man sich einfach mehr bewegen will. Denn das Anwenden für sich selbst ist eine ganz eigene Sache. Und genau dafür sollten die Grundlagen und Übungen wirklich einfach sein.

 

Das heißt, es geht hier in diesem Buch nicht um Höchstleistung und Spitzensport?

Überhaupt nicht! Zwar arbeite ich auch mit Leistungssportlerinnen, allerdings geht es hier um den und die Normalmenschen. An die richtet sich unser Buch, denen wollen wir hilfreiche Tipps geben und ihnen wertvolle Grundlagen erklären.

 

Vor dem »Was und Wie« geht es beim Thema Bewegung für viele Menschen häufig erst mal um das »Warum und Wozu«. Habe ich ein Ziel? Bin ich motiviert? Möchte ich mich mehr bewegen, um mir selbst etwas Gutes zu tun? Um auch insgesamt im Leben beweglich zu bleiben?

Da bin ich zu 100 Prozent bei dir. Ziele sind absolut essenziell. Deswegen ist mir das Denken in Projekten auch so wichtig, dass ich also mit Menschen arbeite, die ein Ziel vor Augen haben. Und manchmal ist es Teil meiner Arbeit, dieses Ziel überhaupt erst mal zu finden. Und es ist schön, wenn jemand ein Ziel dann mit leuchtenden Augen ausspricht. »Ja, genau das will ich.«

 

Wie erlebst du das: Haben alle Menschen Ziele?

Leistungssport, Schauspielerei, Entertainment, Topmanagement … dort begegne ich in der Regel Menschen, die klare Ziele haben. Im Freizeitsport oder auch in ganz anderen Lebensbereichen ist das oftmals anders. Da laufen Leute ziellos, planlos und manchmal auch vollkommen unmotiviert herum. Damit kann und darf man zufrieden sein, doch ein selbst gestecktes Ziel hilft enorm, wenn man sich verändern will.

 

Geht es darum, dass man sich immer größere oder höhere Ziele setzt – oder darf mein Ziel auch darin bestehen, dass ich ein bestimmtes Niveau einfach nur halten möchte?

Unbedingt! Auch das ist ja ein Ziel. Es geht nicht immer nur um »höher, schneller, weiter«. Da sollte auch eine gewisse Eigenverantwortung mit ins Spiel kommen. Wenn ich Videos im Netz sehe, in denen jemand erklärt, wie man einen einarmigen Handstand auf dem Fahrrad macht und dabei einen Hula-Hoop-Reifen schwingt, wenn das jemand unbedingt nachmachen und schaffen will, okay. Doch man sollte sich selbst, die eigenen Leistungsgrenzen schon halbwegs kennen und ernst nehmen. Und zu all dem, zum Zielfinden, zum Motivieren und Dranbleiben, findest du in diesem Buch den idealen Begleiter!

© Südwest Verlag
Christiane Kochseder
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