Liebe Frau Mußgnug, Sie sind promovierte Kunsthistorikerin und haben seit einigen Jahren das Schreiben als eine zusätzliche berufliche Leidenschaft für sich entdeckt. Wie kam es dazu?
Das war ehrlich gesagt überhaupt nicht geplant! Ich habe immer schon gern gelesen und mir auch schon früh kurze Geschichten ausgedacht, aber dass ich wirklich einmal Bücher schreiben würde, hätte ich nie gedacht. Während meiner Doktorarbeit habe ich dann eher zufällig angefangen, kolumnenartig ein bisschen über das Studentenleben zu schreiben, dann kamen ein paar Magazinartikel dazu und so bin ich langsam da „reingerutscht.“
Für Ihren Roman „Die Forscherin“ haben Sie sich von Prinzessin Therese von Bayern inspirieren lassen. Was hat Sie an dieser doch recht unbekannten historischen Persönlichkeit so fasziniert?
Ich bin irgendwann auf den Wikipedia-Artikel über Therese von Bayern gestoßen und habe ihn einfach nicht mehr vergessen. Ich fand ihr Leben sofort so außergewöhnlich und toll und konnte gar nicht verstehen, warum sie so unbekannt ist. Mich hat fasziniert, wie zielstrebig und unerschrocken sie war und wie begeistert für Naturwissenschaften und dass sie den Mut hatte, so ganz anders zu leben als es alle von ihr als Prinzessin und Frau im 19. Jahrhundert erwartet haben.
Warum haben Sie aus der Lebensgeschichte der Prinzessin Therese von Bayern einen Roman und keine Biografie verfasst?
Erstens gibt es schon eine ganz tolle Biografie! Prof. Hadumod Bußmann hat sie geschrieben und ich kann sie jedem ans Herz legen, der sich für die historische Therese interessiert. Zweitens liebe ich selbst historische Romane. Die Möglichkeit, darin Fiktion und Realität verschmelzen zu lassen, ist natürlich immer irgendwie gewagt, aber macht auch Spaß.
Inwiefern beeinflusst Ihre Arbeit als Kunsthistorikerin Ihr Schreiben?
Ich liebe Geschichte einfach! Mein Studienschwerpunkt war das 19. Jahrhundert, also liegt mir Thereses Zeit, in der sie ihre Reisen unternommen hat, einfach nahe und begeistert mich immer wieder. Damals hat sich die ganze Welt rasend schnell gewandelt, so wie es in den letzten Jahren auf andere Art auch wieder passiert – vielleicht finde ich es deswegen so spannend.
Welche Bereiche des Romans basieren auf historischen Fakten aus dem Leben der Therese?
Therese, zum Teil ihre Reisebegleiter und der Fakt, dass sie 1880 am Amazonas gereist ist und dort naturwissenschaftliche Sammlungen und Forschungen betrieben hat, sind Fakten. Ebenso einige Reiseerlebnisse und dass sie ihr Lebensende in ihrer Villa in Lindau verbracht hat. Anderes ist rein fiktiv, so auch Teile der Reiseroute und -erlebnisse und die Geschichte um Kitó. Allerdings hatte sie auf der Reise tatsächlich kurzzeitig einen indigenen Begleiter, von dem sie einiges über seine Kultur gelernt hat.
Was glauben Sie, waren die größten Herausforderungen, denen sich die historische Prinzessin Therese auf ihren Forschungsreisen stellen musste? Es waren besonders für Frauen keine einfachen Zeiten.
Ich glaube, da gab es eine ganze Menge! Zuerst natürlich, dass sie überhaupt die „Erlaubnis“ und die finanziellen Mittel bekam, ihre Reisen zu machen. Sie musste sich durchsetzen, auch gegenüber ihren Reisebegleitern, was sie wohl auch ziemlich gut konnte. Und dann waren da ja auch die Gefahren, die damalige Reisen für jeden, auch für reiche Adelige bedeuteten: Krankheiten, das Klima, die weiten, ziemlich abenteuerlichen Wege, gefährliche Tiere, kaum Kommunikationsmöglichkeiten, keine Impfungen und so weiter. Therese war da sehr unerschrocken und nicht zimperlich, das kann man ihren Briefen und Aufzeichnungen entnehmen. Obwohl sie in Bayern ein sehr privilegiertes Leben führte, kam sie auch ohne mit der Wimper zu zucken damit klar, in Zelten, Hütten oder auch mal auf dem blanken Boden zu schlafen. Gefährliche Tiere haben sie eher interessiert als abgeschreckt und sie war sehr neugierig auf alles ihr Unbekannte.