Im Oktober 2024 ist »Goldene Träume«, der erste Band Ihrer Trilogie »Die Münchner Ärztinnen«, erschienen. Worum geht es in diesem ersten Roman der Reihe?
Um mutige junge Frauen, die mehr vom Leben wollen, als ihnen Eltern, Gesellschaft oder einfach die Umstände erlauben wollen. Es geht um Mut, zu tun, wovon man träumt.
In »Goldene Träume« nehmen Sie die Leser*innen mit ins München des Jahres 1898. Wir lernen drei junge Frauen kennen, die Ärztinnen werden wollen. Wie realistisch war dieses Ziel für eine junge Frau in München Ende des 19. Jahrhunderts?
Nicht sehr realistisch. Erst im Wintersemester 1903/04 durften sich Frauen an der Ludwig-Maximilians-Universität immatrikulieren. Vorher musste eine Frau unzählige Anträge stellen, Sondergenehmigungen einholen, Fürsprecher gewinnen oder Umwege übers Ausland in Kauf nehmen, um wenigstens als Hörerin zugelassen zu werden. Zudem gab es keine Gymnasien für Mädchen. Höhere Bildung war für die weibliche Hälfte der Jugend im Kaiser- und Königreich nicht vorgesehen. Trotzdem war natürlich ein Reifezeugnis die Grundvoraussetzung, um studieren zu dürfen. Eine mehr als schlechte Ausgangslage also. Hinzu kam noch, dass es Anatomieprofessoren gab, die es als erwiesen ansahen, dass ein weibliches Gehirn schlichtweg zu klein wäre, um wissenschaftliche Leistungen vollbringen zu können. Hört sich heutzutage an wie Satire, war damals aber bitterer Ernst.
Der Roman beginnt an Heiligabend 1898 in der Königlichen Universitätskinderklinik im Dr. Haunerschen Kinderspitals. Diese Klinik gibt es noch immer, sie heißt auch immer noch Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Wie ist die Klinik zum Schauplatz Ihrer Saga geworden und welche besondere Beziehung haben Sie zu diesem Ort?
Tatsächlich wurde meine Tochter 2012 im Haunerschen Kinderspital wegen einer sehr seltenen Tumorart operiert. Ich war damals unheimlich froh, dass man uns an die Universitätskinderklinik in München überwiesen hat. Die Zeit dort und auch die jahrelange engmaschige Überwachung waren sehr einprägsam. Kein Wunder also, dass mir die Haunersche Kinderklinik im Gedächtnis geblieben ist. Als mir zehn Jahre später bei einer Recherche in der Bayerischen Staatsbibliothek die Jahresberichte des Dr. von Haunerschen Kinderspitals aus der Zeit um die Jahrhundertwende in die Hände gekommen sind, war ich wie elektrisiert. Dort stand wortwörtlich für das Jahr 1898 geschrieben: Unter den Klängen eines Weihnachtsliedes erglänzte wieder in jedem einzelnen Krankensaal ein schön geschmückter Christbaum und jedes Kind wurde, je nach Bedürfnis, beschenkt. […] Die Freude so vieler kranker, oft todtkranker Kinder, die leuchtenden Auges sich an Baum und Gaben nicht satt sehen können, das ist ein Bild, das man nicht so leicht wieder vergessen wird. Genau so, nämlich im Krankensaal des Kinderspitals in der Lindwurmstraße ,beginnt nun mit der Bescherung um 10 Uhr vormittags des Heiligabends im Jahr 1898 der Roman.