„Gemeinsam handeln - das hilft nicht nur, um Krisen zu bewältigen, es macht das Leben auch reicher“
Theresa Leisgang und Raphael Thelen über ihr Buch „Zwei am Puls der Erde“
Theresa und Raphael, welcher Moment ist euch von der Reise besonders in Erinnerung geblieben?
Theresa: Als Zyklon Idai Anfang 2019 auf die Küste von Mosambik getroffen ist, hat er unzählige Häuser zerstört, viele Menschen haben ihr Leben verloren. Zum einjährigen Jahrestag waren wir vor Ort und haben das kleine Dorf Nhangau besucht. Als wir durch die Tür des kleinen Versammlungshauses getreten sind, wurden wir von einer Gruppe Frauen begrüßt, die uns erzählt haben, wie brutal der Zyklon und der Hunger danach war. Aber sie standen nicht da und haben gejammert, sondern waren ziemlich selbstbewusst.
Wieso das?
Raphael: Die Frauen hatten sich schon in der Zeit vor dem Zyklon zu einem feministischen Frauennetzwerk zusammengeschlossen. Nach dem Sturm haben sie angefangen, Nothilfe zu organisieren und sich gegenseitig zu helfen, deshalb hat die Krise sie nicht so hart getroffen. Aber vor allem gab es ihnen das Gefühl, selbst die Kontrolle über ihr Schicksal zu haben.
Ihr schreibt in eurem Buch, dass das Klima kein Zukunftsthema ist, dass die Krise schon da ist. Was meint ihr damit?
Theresa: Ganz genau das. Mehr Stürme, mehr Waldbrände, mehr Dürren - in vielen Teilen der Welt kämpfen die Menschen schon heute mit den Folgen der Klimakrise. Wir haben das in Mosambik erlebt, aber auch in Südafrika und am anderen Ende der Welt, der Arktis. Und dann war da natürlich auch Corona.
Raphael: Dabei haben wir immer wieder gesehen, dass Menschen, wie ich, die relativ viele Privilegien haben, nicht so stark getroffen werden, dass es vor allem Frauen, und Menschen im globalen Süden allgemein sind, die mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen haben. Wenn man also verstehen will, was auf uns zukommt, und was wir tun können, lohnt es sich, mit diesen Menschen zu sprechen.
Habt ihr auf eurer Reise etwas gefunden, das euch Hoffnung gibt?
Theresa: Die Klimaprognosen sind düster, nicht nur im Privaten sprechen viele Wissenschaftlerinnen davon, dass es zu spät sein könnte, um einen Temperaturanstieg um mehrere Grad zu verhindern. Aber das heißt nicht, dass wir nichts tun können.
Raphael: Während unserer ersten Stationen in Afrika, später aber auch in Europa haben wir immer wieder erlebt, welche Kraft in Gemeinschaften ruht. Sich zusammenzuschließen, gemeinsam handeln - das hilft nicht nur, um Krisen zu bewältigen, es macht das Leben auch reicher – egal, ob die Klimakrise weiter eskaliert, oder wir es letztlich doch noch schaffen, weltweite Klimagerechtigkeit zu erreichen. Auch wir haben seit der Reise angefangen, uns mehr mit anderen zusammen zu tun, und es hilft dabei, gut den Krisen der Welt gut zu begegnen.