Aktuelles | 25.04.2023 | Goldmann

Fünf Fragen an Uschi Bonaparte

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Autorin Uschi Bonaparte im Kurzinterview. »Durch den Momsun. Heul- und Lachkrämpfe, bis der Beckenboden brennt« erscheint am 21 Juni 2023 im Goldmann Verlag.

Durch den Momsun© Laura Jil Fugger.png

Liebe Uschi, wer dich und deinen Account nicht kennt, hat entweder keine Kinder und/oder ist nicht auf Instagram unterwegs. Allerding denke ich, dass die wenigsten wissen, warum du Dir ausgerechnet das Pseudonym „Uschi“ mit dem bedeutungsträchtigen Nachnamen „Bonaparte“ gegeben hast. Möchtest du kurz erklären, welche Idee hinter dieser Namensgebung steckt?

Uschi war naheliegend, weil ich der größte Fan von Uschi Obermeier auf dieser Erde bin und sie mir im Mai 2014 sogar die Tür ihrer Villa in LA aufgemacht hat und ich gern für immer geblieben wäre. Ich verbinde mit dem Namen Uschi nur Positives – „meine Uschis“ haben wir immer zu uns Freundinnen gesagt und irgendwie sind die „Online-Uschis“ auch zu meinen Uschis geworden. Viele haben über meine Seite bereits in ihrem echten Leben eine neue Uschi gefunden, darauf bin ich besonders stolz. Und "Bonaparte" heißt eine Band, die ich sehr mag. Als Uschi noch auf Konzerte ging, hieß sie übrigens noch Scheppke. Bonaparte heißt sie erst, seit sie den Ehering trägt.

Du bist vor allem eine Stimme für das unverfälschte Leben als Frau und Mutter. Warum hast du dich gegen die „Abbildung“ eines aufpolierten Momfluencer*innen-Lebens entschieden?

Haha, ich habe mich nicht bewusst dagegen entschieden. Gott, ich würde es lieben, wenn in meinem Leben die Kamera draufhalten könnte und was man darauf sieht, würde glänzen. Ich würde so gern morgens schon heiße Kleider an mir sehen, geföhnte Haare, meine Kids im Partnerlook, weil es einfach soooo süß aussieht und mein Mann und ich knutschend im Pool. Aber die Wahrheit ist: so sieht unser Leben nicht aus. Und wenn wir mal Glück haben und es für uns glänzt, in kurzen Momenten, dann hat keiner eine Kamera zur Hand.

Identifizierst du dich selbst als Momfluencerin?

Wenn mich jemand so einsortiert, gern. Die Mutterschaft hat mich zum Schreiben gebracht, das Schreiben zu Instagram. Schreiben ist mein Leben, die Print Magazine sterben weg, Instagram ist noch da, mein Buch erscheint und wenn sich andere Mamas da draußen mit mir identifizieren können, sei es durch Onlinestories oder hoffentlich zahlreiche Bücher, ist das das schönste Kompliment.

Mir hilft es, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu packen, besonders während dieser krassen Veränderung von Frau zur Mutter, dann Jahre später wieder die Selbstfindung als Frau. Das ist so intensiv alles, so neu, so dermaßen fordernd, überwältigend, gefühlt Stillstand, aber eigentlich die ganze Zeit Veränderung. Das online teilen zu können, war für mich ein Strohhalm, der sich plötzlich angeboten hat, den ich genutzt hab. Es ist wunderbar, zu hören, dass eine andere „Uschi“ da draußen, der es ähnlich geht, auch was davon hat.

Was sind für Dich die zwei wichtigsten Erfahrungen/Szenen, die Du in »Durch den Momsun« mit den Leser*innen teilst?

Eine unerwartete Schwangerschaft. Das sind diese Momente im Leben, wo man an einer Weggabelung steht und es liegt an einem selbst, den nächsten Schritt zu gehen und die Richtung zu entscheiden und ich bin froh, wie es ausgegangen ist, aber auch sowas von erleichtert, dass ich zumindest diese Situation nicht mehr erleben werde.

Dann gibt es eine Szene, in der wir alle hintereinander die Hauptstraße im Dorf langtingeln. Auf der Suche nach was zu essen. So richtige Großstädter, die vorher nur theoretisch eine Vorstellung davon hatten, wie das Leben auf dem Land sein wird. Und einfach kein Plan von nichts haben. So viele wollen immer mehr. Das Haus, den Garten. Das merkt man erst danach, was wirklich wichtig ist und dass man manchmal auf einer falschen Fährte unterwegs war.

Und zum Schluss: Du lebst nun schon seit August 2022 mit deiner Familie auf Gran Canaria. Was macht den Familienalltag auf Gran Canaria leichter und welchen Geheimtipp kannst du mit deinen Leser*innen teilen, der auch in der alten Heimat wunderbar funktioniert?

Hier auf der Insel kannst du deine Vorstellungen haben, aber es läuft selten danach. Du brauchst hier Geduld und bekommst dafür Gemächlichkeit. Keiner erwartet von dir Perfektion und wenn du sie selbst von dir oder anderen erwartest, ist es dein Problem. Die Kinder spielen nach dem Fußballtraining noch ewig mit den anderen auf dem Platz, die Sonne geht unter, in den schönsten Farben, sie sind spät im Bett, kommen morgens nicht raus, das ist super ätzend, aber mein Leben ist hier langsamer geworden, obwohl es genauso voll ist.

Aber dafür muss man nicht umziehen, das kann man in Miami oder Buxtehude haben. Was ich heute mit 7, 5 und 2-jährigen Kindern an meiner Seite sagen kann: wir erleben jede Babyzeit nur einmal. Ein gesundes Baby ist alles, aber keine Selbstverständlichkeit. Ich habe dreimal im ersten Babyjahr so viel organisiert, geplant und vollzogen und war auf der Suche, obwohl es gar nichts zu finden gab, weil alles, was in der Zeit gezählt hat, schon da war. Klingt hart, aber sei dir gewahr, wie du deine Zeit verbringst. Das ist mein Wunsch an mich selbst an die nächsten Jahre: nicht dauernd so viel ändern wollen. Manche Dinge brauchen einfach etwas Zeit, bis sie leichter oder besser werden.

© Goldmann Verlag 2023 (Abdruck nach Rücksprache möglich)

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Isabelle Ihrke-Brossier

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