Aktuelles | 07.09.2022 | Goldmann

Fünf Fragen an Felicity Pickford

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»Was immer mich in einem Hotel – und das müssen gar nicht alles 5-Sterne-Häuser gewesen sein – besonders beeindruckt hat, findet sich in der Charming Street wieder, wobei der menschliche Faktor definitiv der wichtigste ist.«

 

Weihnachtswunder im kleinen Grandhotel“ ist nach „Willkommen im kleinen Grandhotel“ nun Ihr zweiter Roman, der vor der malerischen Kulisse der Isle of Skye spielt. Wie sind Sie auf diesen wild-romantischen Schauplatz gekommen?
Die Isle of Skye ist ein ganz besonderer Ort. Wild-romantisch, fernab von allem – und doch mit ihrer Lage an der schottischen Küste und in der Nähe Irlands ein Sehnsuchtsort. Jeder kennt sie, aber keiner war da. Für mich hat die Insel immer sehr geheimnisvoll geklungen und ja, auch irgendwie ein bisschen abweisend. Bis ich sie kennengelernt habe und feststellen durfte: Es ist ein entzückendes Fleckchen Erde mit warmherzigen Menschen und überwältigender Natur, wie geschaffen für ein sogenanntes Hideaway! Der perfekte Platz für mein perfektes Hotel.

 

Sie selbst bezeichnen sich als eine Liebhaberin von Grandhotels. Gibt es ein spezielles Hotel, das Ihnen als Vorlage oder Inspiration für das bezaubernde Hotel in der 24 Charming Street gedient hat?
Im Grunde ist das 24 Charming Street eine Mischung aus all den schönen Beobachtungen, die ich bei meinen Hotelaufenthalten machen durfte. Am nächsten kommt ihm vielleicht ein kleineres Haus in Zürich, das Alden, in dem ich mal einige Nächte war, wo es eine hinreißende Bibliothek gibt, wie sie auch im 24 CS stehen könnte. Dann das Grand Hotel Fasano am Gardasee mit seiner umwerfenden Kulinarik. Natürlich steckt auch ein wenig Goldener Hirsch in Salzburg drin, mit der Geschichte und den verwinkelten Gängen. Das Personal stammt aus dem Balmoral in Edinburgh, die Kunst des Zelebrierens unbedingt aus dem Ritz in Paris, mein lieber Concierge Richard ist mir vor Jahren im Bristol in Wien begegnet … Suchen Sie es sich aus: Was immer mich in einem Hotel – und das müssen gar nicht alles 5-Sterne-Häuser gewesen sein – besonders beeindruckt hat, findet sich in der Charming Street wieder, wobei der menschliche Faktor definitiv der wichtigste ist.

 

Im Mittelpunkt Ihrer Geschichten stehen einzigarte, liebenswerte Charaktere –  sei es die Londoner Kinderbuchautorin Charlotte Williams in Band eins oder die Kellnerin und Gelegenheitssängerin Kate Goodwin, die es in Band zwei durch einen Zufall in das Grandhotel verschlägt. Woher stammen die vielen Ideen für diese facettenreichen Figuren?
Ich gebe es zu: Ich bin so romantisch, mir vorzustellen, dass all die Glücklichen, die sich einen ganz normalen Aufenthalt in einem luxuriösen Grandhotel – und sei es das kleinste der Welt – leisten können, bei ihrer Wahl, wem ein solcher Urlaub geschenkt werden soll, nicht ausgerechnet Menschen berücksichtigen, die es sich ohnehin leisten könnten. Wenn ich jemandem etwas besonders Gutes tun will, dann sollte es für die betreffende Person außergewöhnlich sein.

Der andere Aspekt ist ein schriftstellerischer: Durch die Augen von Außenseitern lernen wir einen genaueren Blick auf die Dinge. Wir können besser staunen, sehen aber auch kritischer und hinterfragen ganz anders. Das hat mir besonders bei Band 2 großen Spaß gemacht. Denn Kate ist ja lange Zeit ziemlich widerständig und ganz und gar nicht bereit, einfach alles zu bewundern und als selbstverständlich zu betrachten, was sich ihr darbietet.

 

Werden wir im zweiten Teil der Charming-Street-Reihe bekannte Figuren aus „Willkommen im kleinen Grandhotel“ wiederbegegnen?
Selbstverständlich! So, wie es zu einem guten Hotel gehört, dass Sie sich als Gast nicht jedes Jahr an neues Personal gewöhnen müssen, gehört es auch zu unserer kleinen Reihe, dass wir liebgewonnenen Personen wieder begegnen. Natürlich gibt es auch Wechsel, das Leben steht auch im 24 CS nicht still. Aber über allem steht doch der Gedanke, dass die Gäste bei ihrer Anreise sich fühlen sollen, als wären sie nach Hause gekommen, und dass die Hotelangestellten ein klein wenig zu Familienmitgliedern werden. Der Gäste – und der Leser. Ach ja, und natürlich schwebt das Hotel nicht im luftleeren Raum, auch darum herum wird es immer eine ganz bestimmte Welt geben, in der man sich gerne wiederfindet, Orte, an die man gern zurückkehrt, Menschen, denen man begegnet und die man vielleicht auch bei anderer Gelegenheit ganz anders kennenlernt. Mir sind die Figuren inzwischen so ans Herz gewachsen, dass ich mich zum Beispiel öfter frage: „Wie würde Richard dieses Problem lösen?“ oder „Was wäre Kiharu dazu eingefallen?“
 

Im Grandhotel „24 Charming Street“ gibt es einen alten Brauch, eine Person als Überraschungsgast auf Kosten des Hauses über die Weihnachtstage in das Hotel einzuladen. Wenn Sie die Wahl hätten, wen würden Sie für diesen Aufenthalt vorschlagen?
Da die Frage ja leider sowieso fiktiv ist, weil sich bisher meines Wissens kein Hotel diese Idee zu Eigen gemacht hat, darf ich jemanden vorschlagen, der das Geschenk leider nicht mehr annehmen kann: meine Großmutter. Sie war Haushälterin und hat lange Jahre andere Leute umsorgt. Sich einmal rundum verwöhnen zu lassen, so wie es den Gästen des 24 Charming Street zuteilt wird, das hätte ich ihr sehr gewünscht.

 

© Goldmann Verlag
Interview: Sarah Bergius


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