Die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen schreitet voran. Hinsichtlich beruflicher Chancen und privater Freiheiten ist das positiv, es bringt jedoch auch ungesunde Folgen mit sich. So ist zum Beispiel auch der Alkoholkonsum von Frauen stetig vorangeschritten und hat sich dem der Männer mehr und mehr angeglichen. Beim riskanten Konsum haben Frauen Männer in der Altersgruppe der 18-29-Jährigen mittlerweile sogar überholt. Doch Frauen trinken weiterhin anders: Sie trinken aus anderen Gründen und mit anderen Folgen. In „Frauen und Alkohol – Wie sie trinken, warum sie trinken und was sie gewinnen, wenn sie damit aufhören“ (ab 25. Dezember im Kailash Verlag) beleuchten die Journalistin Nathalie Stüben und der Suchtexperte Prof. Dr. Falk Kiefer erstmals die sozialen und gesundheitlichen Facetten von Alkoholkonsum in Bezug auf die Lebensrealität von Frauen, auf den weiblichen Körper und die weibliche Psyche.
„Sich ein schönes Glas Wein gönnen“, „auf einen Erfolg anstoßen“, „gesellig ein Feierabendbier trinken“ – Alkohol ist ein Nervengift, ein Rausch- und ein Suchtmittel. Dennoch nimmt ihn unsere Gesellschaft nahezu ausschließlich positiv wahr. Zumindest, wenn der Konsum sich ‚moderat‘ gestaltet. Doch was heißt ‚moderat‘ und heißt das auch ungefährlich? Wann wird es mit dem Alkohol zu viel? Wo fängt kritischer Konsum an und wo beginnt ein Alkoholproblem?
Mittlerweile haben auch offizielle Stellen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ihre Position dem aktuellen Forschungsstand angepasst und sagen: Risikofreien Alkoholkonsum gibt es nicht, gesunden erst recht nicht. Aber solche Wahrheiten sickern nur langsam ins kollektive Bewusstsein. Während wir alle wissen, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht, wissen erschreckend wenige, dass auch jeglicher Alkoholkonsum das Krebsrisiko erhöht – bei Frauen insbesondere das Risiko für Brustkrebs. Doch Alkohol stört auch den Schlaf, stört die Verdauung, stört den Zyklus, verschärft Wechseljahresbeschwerden und beeinträchtigt nicht zuletzt die Funktionsweise des Gehirns, sogar noch im nüchternen Zustand, sogar bei Mengen, die lange als harmlos galten. Daher sind Fragen wie „Trinkst du Alkohol, wenn du gestresst bist oder bist du gestresst, weil du trinkst?“ oder „Was war zuerst da: deine depressive Verstimmung oder dein Alkoholkonsum?“ oft gar nicht so eindeutig zu beantworten.
Dabei stehen unterschiedliche Frauengenerationen vor unterschiedlichen Herausforderungen, wenn es um Ansprüche, Anforderungen, Trinkgebräuche und Idealbilder geht. Anhand von fünf mitreißend geschriebenen Figuren aus Gen Z, X, Y über Boomer bis hin zur Silent Generation verdeutlichen Nathalie Stüben und Prof. Dr. Falk Kiefer in „Frauen und Alkohol“ die Beweggründe für Alkoholkonsum – und seine Konsequenzen. Von den „Wine Moms“, die es zelebrieren und teilweise damit kokettieren, sich erstmal ein großes Glas Wein einzuschenken, wenn die Kinder im Bett sind oder der Kindergeburtstag überstanden ist, bis hin zu hoch betagten Rentnerinnen, die ihre chronischen Schmerzen und ihre Einsamkeit betäuben.
Dieses Buch verdeutlicht soziale, körperliche und seelische Folgen von Alkoholkonsum, sowohl auf Verstandesebene, vor allem aber auch auf emotionaler. Nach dem Lesen sind Sie also nicht nur klüger und aufgeklärter, sondern Sie haben wirklich etwas begriffen, auch gefühlsmäßig. Nicht zuletzt, wie viele Chancen darin liegen können, sich gegen Alkohol zu entscheiden. Sollte dieser Wunsch im Zuge der Lektüre entstehen, die Autor:innen zeigen auch mögliche Wege auf, die zurück in die Selbstbestimmtheit führen.