Aktuelles | 30.01.2023 | Kailash

Fragen an Sabine Lück zu ihrem Buch „Vererbtes Schicksal“

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„Deine Reise zu den Ahninnen ist auch eine Reise zu dir selbst.“

Sabine Lück

Ihr Buch „Vererbtes Schicksal“ erscheint am 20.04.2023 im Kailash Verlag. Was ist ein Vererbtes Schicksal?

Unter einem „Vererbten Schicksal“ versteht man die Übertragung nicht verarbeiteter, traumatischer oder leidvoller Erfahrungen unserer Vorfahren in nachfolgende Generationen. Nach neuesten Erkenntnissen erfolgt dies sowohl auf der epigenetischen Ebene, als auch über die Art der Beziehungsgestaltung und die Wertevermittlung in der Familie.

 

Ein ganz wichtiger Meilenstein Ihrer Arbeit ist die „Entdeckung“ des Treuevertrags der Kinder zu Ihren Eltern und damit des Genrationen Codes. Um was handelt es sich hier?

Wenn Kinder auf die Welt kommen, sind sie existenziell davon abhängig ihre Bedürfnisse durch einfühlsame und liebevolle Bindungspersonen erfüllt zu bekommen. Kinder spüren instinktiv, welche Defizite und unerfüllten Sehnsüchte die Eltern schwächen und stellen sich ganz in den Dienst der Elternrettung. Sie vermeiden es, ihre Eltern an deren größter Wunde (ihrem Trauma) zu berühren, indem sie die eigene Entwicklung zurücknehmen und ihre Gefühle in sich verschließen. So verzichten sie beispielsweise auf ihre Autonomieentwicklung, wenn es die Eltern ängstigt oder überfordert. Ich beschreibe im Buch 5 Heilungswege des Kindes, die diesen vom Kind ausgehenden Heilungsimpuls verdeutlichen und zeige auf, wie die Familienwunde über viele Generationen hier Einfluss nimmt.

 

Durch die Arbeit mit Ihren Klienten heilen Sie transgenerationale Traumaweitergabe. Warum hat es Ihrer Meinung die Natur so eingerichtet, dass Traumata und ungelöste „Lebensthemen“ an die nachfolgenden Generationen weiter gegeben werden?

Die Natur hat uns Lebewesen mit der Fähigkeit ausgestattet, bereits erworbene Fähigkeiten und gute Überlebensstrategien an unsere Nachfahren weiterzugeben, damit sie darauf aufbauen können und Fortschritt und Progression optimiert werden. Doch was nicht gelöst werden konnte, weil Bedingungen zu schlecht waren, oder Bewältigungsmöglichkeiten fehlten, soll deshalb in der nächsten und übernächsten Generation bearbeitet werden können und so die blockierte Entwicklung auflösen. Dazu wird das Trauma erneut „belebt“ und nicht selten wiederholt es sich, um endlich integriert werden zu können.

 

Wenn eine Klientin, ein Klient mit beispielsweise körperlichen Beschwerden auf Sie zukommt, woran erkennen Sie, dass es sich vielleicht um ein ungelöstes Thema bereits längst verstorbener Ahnen handelt?

Körper und Seele gehören zusammen und so können sich traumatische Erfahrungen im Körper festsetzen. So beleuchte ich mit meinen Klientinnen sorgfältig die eigene Biografie und die Erfahrungen weiterer Generationen. Nicht selten wiederholen sich Symptome und „passen“ oft besser zu dem Schicksal einer Vorfahrin als zur Lebensgeschichte meiner Klientin. Hatte eine Großmutter vielleicht Sohn und Mann im Krieg verloren und dieses Leid nicht verkraftet, kann ihr Enkel Herzprobleme entwickeln, oder eine Angststörung. Bestimmte Schlüsselfragen helfen dabei, die Spur zum  Thema aufzunehmen und den Treuevertrag mit den Ahninnen zu erkennen.

 

Gibt es Beschwerden oder Erkrankungen, die besonders häufig ihre Ursachen in der transgenerationalen Traumaweitergabe haben?

Die Entwicklung von unterschiedlichsten Symptomen ist möglich und sehr individuell. Bestimmte Körperregionen scheinen durch das transgenerationale Trauma „geschwächt“ und damit anfällig für Erkrankungen. Sehr häufig finden wir aber Herzerkrankungen, Darm-und Magenbeschwerden (oft hat sich schon eine Krebserkrankung entwickelt). Rückenprobleme zeigen oft einen Zusammenhang mit der für die Ahnen übernommenen Erblast. Bei Themen wie sexueller Missbrauch oder Vergewaltigung sind die weiblichen Organe, wie Brust, Gebärmutter und Eierstöcke betroffen und drücken so die erfahrene Gewalt körperlich aus. Auf der Ebene der psychischen Erkrankungen, finden wir Angststörungen, Zwänge, Sucht, Essstörungen, Depressionen, bei Kindern oft auch ADHS, Verlustängste und vieles mehr.

Jedes Symptom ist „passgenau“ und muss in seiner Gänze verstanden werden, damit es sich auflösen darf.

 

Gibt es eine Vorgehensweise, die sich bei der Reise zu den eigenen Ahnen als besonders sinnvoll erwiesen hat?

Da wir uns bei der Ahnenreise in ein oft noch unbekanntes Land begeben, ist eine gute Vorbereitung zur Stabilisierung notwendig. Man sollte einen ganzen Koffer mit Selfcare und Erste Hilfe Tools dabei haben, die ich im Buch mitgebe. Ich empfehle außerdem, dass wir uns zunächst mit den positiven Gaben unserer Vorfahrinnen beschäftigen. Was haben wir gutes von ihnen geerbt, was stärkt uns und wo begegnet mir diese positive Weitergabe im eigenen Leben. Startet man dann mit der Reise, kann das Erstellen eines Genogramms ( ein Überblick über 3-4 Generationen) sehr hilfreich sein. Hier erkennt man Wiederholungen und Verstrickungen und traumatische Erlebnisse werden sichtbar. Eine Genogramm- Vorlage ist als Zusatzmaterial enthalten. Viele Menschen spüren auch eine Verbindung mit bestimmten Menschen ihrer Familie. Sei es die Großmutter, oder ein zu früh verstorbenes Kind eines Urgroßvaters. Mit der Übung „Eine Botschaft aus der Vergangenheit“ lässt sich auch unbewusstes Wissen aktivieren. So kann man das innere Navi einstellen und die Ahnenreise starten.

 

Erinnern Sie sich an Klienten, deren Geschichte Sie bis heute begleitet und die durch die gemeinsame Arbeit große Fortschritte in Ihrer Entwicklung machen konnten?

Ich habe unzählige Menschen auf ihrer Ahnenreise begleitet und weit über 600 Ahnenlinien gesehen. Viele Schicksale haben mich tief berührt und ich bin dankbar auch an der positiven Entwicklung dieser individuellen Lebensgeschichten teilhaben zu dürfen. Besonders berührt haben mich die Geschichten von jungen Mädchen mit Essstörungen, die als unheilbar galten. Wenn sie heute in voller Blüte und Kraft ihr eigenes Potenzial leben, geht mir das Herz auf.

 

© Arkana Verlag, Abdruck nur nach vorheriger Absprache

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