Aktuelles | 05.07.2023 | Arkana

Fragen an Christian Hemschemeier zu seinem Buch “Feuer & Flamme”

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Christian Hemschemeier, Feuer & Flamme

Lieber Christian Hemschemeier, um was geht es in Deinem neuen Buch? 
Es geht um unsere biologischen und auch (weniger als man denkt) kulturell überformten Dating- und Sexualstrategien. Diese gibt es schon seit Jahrtausenden und wir erzeugen viel Leid in der Liebe wenn wir so tun als wäre alles „frei“. Ich berichte dazu aus der aktuellen Forschung, und bereite dieses Wissen auf für meine Leser – auch mit ganz konkreten Übungen. 

Wer sollte Dein Buch lesen?
Alle, die wieder mehr Spaß beim Dating haben wollen, die wieder einfach genießen möchten. Wenn du dich wunderst, warum so viele Storys, die wir in Film & Media präsentiert bekommen, einfach nicht funktionieren, wirst du in meinem Buch die Antworten finden. Wir dürfen uns nicht wundern, dass alles immer „schlimmer“ wird. Ich möchte auch wieder Mut machen, offline zu daten. 

Der Schlüsselbegriff Deines Buches heißt „Polarität“. Für was steht der Begriff und wie unterscheidet sich die weibliche von der männlichen Ausprägung?
Es handelt sich in diesem Zusammenhang um grundlegende Energien des Dating-Spiels, die eine starke biologische Grundlage im Sinne stammesgeschichtlich vorgeprägter Sexualstrategien haben. Genauso wie es das Liebesspiel des Rotkehlchens gibt, hat auch der Mensch eine Blaupause. Wir erschließen aus Erscheinung und Verhalten unbewusst die theoretische Fortpflanzungs-„Fitness“. Die Art wie wir das tun ist auch kulturell überformt, aber viel weniger als man denkt. Biologisch fundiert heißt dabei nicht, dass es zwingend an das Geschlecht gekoppelt ist (es kann auch über bestimme Hormone etc. vermittelt werden). 

Gibt es auch eine dritte Art Energie im Sinne von männlich/weiblich/divers?
Nein. Es dürfen natürlich soziale Geschlechter definiert und gelebt werden. Aber meine These ist, dass auch in queeren Beziehungen die gleichen Mechanismen gelten. Was aber dann natürlich auch richtig ist: Die bevorzugte „Dating-Polarität muss nichts mit einem biologischen / sozialen Geschlecht zu tun haben. Ein lesbisches Paar z.B. kann und sollte in unterschiedlichen Yin/Yang Polaritäten daten. Selbst non-binäre Menschen definieren sich letztlich über Polaritäten, wenn auch hier in einer Art Anti-These. 

Du schreibst, dass Dein Buch das Dating-Verhalten Deiner Leser „komplett revolutionieren“ wird. Kannst Du dazu ein bisschen spoilern?
Es gibt erstaunlich viel Forschung, die einem hilft, beim Dating (und auch in Beziehungen) „Feuer und Flamme“ zu sein. Es ist teilweise wirklich simpel, man muss nur die Scheuklappe ablegen, dass alles immer „woke“ sein muss. Wir können uns verstellen, aber wir können nicht wollen, was wir wollen. Diese Erkenntnisse werden für meine Leser wirklich sehr befreiend sein. 

Welche drei Top-Ratschläge könntest Du einem Mann geben, der eine Frau erobern möchte? Und wie liefe es – umgekehrt – für eine Frau am besten?
Ein Mann sollte an seinem Selbstbewusstsein und seiner Mission im Leben arbeiten (das muss keineswegs mit Geld zu tun haben). Er sollte gut im Smalltalk sein und Mut haben, die ein oder andere Frau anzusprechen. 
Eine Frau sollte nutzen, dass Männer stark visuell geprägt sind. Sie sollte sich ansprechbar machen für den richtigen, dass heißt entsprechende deutliche Signale geben.  Auch hier sind Smalltalk-Fähigkeiten sehr von Vorteil.  
Beide Geschlechter sollten nicht zu „needy“ sein. 

Mal konkreter gefragt: Warum landen so viele Männer in der sog. Friendzone und warum agieren Frauen wiederum zu dominant, wenn es zu Dates kommt?
Männer: Sie landen viel schneller in der Friendzone, wenn sie nicht männlich-polar agieren und frühzeitig klar machen, was sie wollen. Und sie bleiben in der Friendzone, weil sie nicht den Mut haben, für sich einzustehen. Ich empfehle keinem Mann, befreundet zu bleiben wenn man eigentlich etwas anderes will. 
Frauen: Dominanz kann auf manche Männer durchaus sexy wirken, aber wenn Männer sich dominieren lassen, verlieren Frauen schnell den Respekt. Frauen können u.a. dominant werden wegen des sog. „female choice“ (s. dazu Antwort auf Frage 10) im Onlinedating oder auch als eine Art Schutzmechanismus nach schlechten Erfahrungen. 

Und woran liegt es, dass viele Deiner Klienten den besten Sex nicht mit den attraktivsten Menschen hatten? 
Zum Glück funktioniert unsere Sexualität nicht nur nach dem Aussehen, auch wenn es natürlich hilft, Partner für sich zu gewinnen. Dieser „Vibe“ entsteht auch viel durch frische, mutige Kommunikation und eine lebendige Reibung. Leider gewöhnt man sich an das „gute“ Aussehen recht zügig und dann zählen eben ganz andere Dinge. Viele Menschen erleben in der zweiten Lebenshälfte den besten Sex. 

Welche drei Regeln würdest Du einem Paar ans Herz legen, dass sich dauerhaft auf Augenhöhe begegnen und die Leidenschaft füreinander nicht verlieren oder wieder finden möchte?
1. Einmal die Woche ein Date wie in der ersten Zeit machen 
2. Genügend Zeit ohne den Partner verbringen 
3. Schwierige Gespräche nicht vermeiden 

In Deinem Buch fallen einige spannende Begriffe – was ist zB das „Female-Choice-Prinzip“?
Im allgemeinen ist es im Tierreich so, dass das Geschlecht, das mehr Aufwand hat in der Fortpflanzung, wählerischer ist. Beim Menschen ist dies die Frau. Sie sucht in der freien Wildbahn oft aus und hat auch bessere Karten z.B. im Onlinedating. Wir erleben gerade eigentlich zum ersten Mal seit der Sesshaftwerdung einen weitgehend unregulierten Markt der Liebe. Und dieser Markt ist in vielerlei Hinsicht extrem ungleich. 

Was sind „Standards“ und „Dealbreaker“ beim Daten?
Diese Begriffe sind das Grundkonzept meiner Arbeit. „Standards“ sind ganz persönliche Ziele in der Liebe, in Beziehungen z.B. sich x-mal sehen in der Woche, ehrlich sein, usw. „Dealbreaker“ sind rote Linien die nicht überschritten werden dürfen – also z.B. Fremdgehen, chronisches Lügen, „Stonewalling“. Der Trick ist nun, nicht den Partner als Maßstab zu nehmen und sich sein eigenes Koordinatensystem zu schaffen. Dies kann einen zuverlässig aus toxischen Beziehungen fernhalten. 

Du arbeitest seit über 20 Jahren als Paartherapeut. Hat sich das Prinzip Partnerschaft seither geändert? 
Ja, es zeigt sich mehr Varianz. Es wollen wieder mehr Menschen heiraten oder fest zusammen sein, aber es gibt auch viel mehr offene, queere, lockere Affären und Beziehungen. Viele Menschen wollen sich nicht mehr festlegen. Wir sehen mehr und mehr, was ich den „unregulierten Dating-Markt“ nenne. 

Was macht – in Deinen Augen – eine „moderne Liebe“ aus?
Polare, aber auch kompatible Beziehungen – das ist die neue Meisterschaft. Dazu Ehrlichkeit und Loyalität, solange man sich selber nicht verbiegt. Liebe zum Partner und Selbstliebe sollen ein dynamisches Gleichgewicht bilden. 

Und last but not least: Was können wir uns aus alten Filmen für unser Dating-Verhalten abschauen?
Ich finde hier Filme aus den 1950ern sehr erhellend. Hier muss man trennen zwischen Gleichberechtigung und Polarität. Von der Gleichberechtigung gab es damals natürlich noch nicht so viel, das muss man quasi „ignorieren“. Aber es war fast die letzte Zeit, wo man völlig unverfälscht männliche und weibliche Polarität sehen konnte. 

Vielen Dank für Deine Zeit, lieber Christian.

 

© Arkana Verlag, Abdruck nur nach vorheriger Absprache

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