Du bist so schön, sogar der Tod erblasst

Es ist die Chance ihres Lebens. Feyi soll das brütend heiße New York verlassen und Traumurlaub auf einer Insel machen: Cocktails am Pool, Sonnenuntergänge am Strand, Gourmetdinner unter den Sternen. Während die alten Wunden allmählich heilen, ist sie endlich bereit, ihr Herz für jemand Neues zu öffnen... Ein sinnliche Utopie über den Hunger nach Leben, Liebe, Freundschaft und Sex! Hier finden Sie eine Hörprobe.

Akwaeke Emezi Roman erscheint am 26. April als Hörbuch bei Random House Audio. Die Buchausgabe erscheint parallel bei Hanser.

Der Roman ist zwar ein Liebesroman, aber gleichzeitig sprengt er auch Genregrenzen. Was macht den Roman aus deiner Sicht einzigartig? 

Der Liebesroman liest sich zeitweise wie ein typischer Liebesroman, wenn man so will, aber er spielt viel mehr mit den Klischees eines Liebesromans. Er sprengt alle Schubladen, die man damit verbindet, und ist sehr vielschichtig. Ich finde, man spürt, dass der Background von Akwaeke Emezi, der Background dieser vielschichtigen Persönlichkeit, die sich weder als weiblich noch als männlich definiert, diesen Roman in einer Art und Weise auf ein Niveau bringt - eine Art der sexualisierten und doch sehr niveauvollen Poesie -, das man von Liebesromanen in dieser komplexen Art nicht kennt. Doch er ist leicht zu lesen und das ist wirklich ein bemerkenswerter Kunstgriff. Der Roman arbeitet auf eine ganz wundervolle Art und Weise wahnsinnig in mir. Er ist tatsächlich eine Bereicherung und eine Geschichte voller Liebe, bei der man aber nur zeitweise an der Oberfläche schwimmt und die Tauchgänge sehr tief gehen, über den Tod hinaus im wahrsten Sinne des Wortes.  

Die Besonderheit oder das, was den Roman unter anderem einzigartig macht, ist der Aspekt, dass keine der Figuren in dem Roman weiß ist. Das wird auch nicht besonders herausgestellt, aber es wird ganz klar anhand der Beschreibung der Figuren, der Charaktere. Wir sind es ja immer noch gewohnt, dass in sehr vielen Romanen die Charaktere auch durchgängig weiß sind – wenn nicht immer, aber sehr oft. Wir sind es mit einer Selbstverständlichkeit gewohnt. Das ist auch in Ordnung, aber umso mehr freue ich mich natürlich darüber, dass auch solche Romane, bei denen einfach jede Figur ein Schwarzer Mensch ist, es ebenso auf den internationalen Markt schaffen können. Romane, in denen mit einer ebenso großen Selbstverständlichkeit und ohne, dass es jetzt besonders herausgestellt wird, eine Geschichte erzählt wird, wo jeder Mensch, der darin vorkommt, ein Schwarzer Mensch ist. Aber eben ohne ausgrenzend zu sein und ohne es als Besonderheit herausstellen zu müssen, sondern ebenso selbstverständlich und vielschichtig geschrieben, wie man es auch von Romanen kennt, wo jede Figur weiß ist, ein weißer Mensch. Umso schöner für mich natürlich auch, mit meinem Background – mit meinem Schwarz-weißen Background, wie ich es gerne sage –  so einen Roman einsprechen zu dürfen.

Die Sexualität dieser Figuren passt auch in so gar keine Schublade, die ein Liebesroman teilweise zu bedienen hat. Wenn überhaupt diesbezüglich ein Klischee bedient wird, dann wird vielmehr damit gespielt, aber dieses Klischee wird dann trotzdem noch aufgebrochen. Ich will dem Ende nicht vorweggreifen, deshalb kann ich leider nicht so darauf eingehen, aber dieser Roman ist absolut vielschichtig. Er schwimmt auf eine sehr leichte, poetische Art an der Oberfläche - mit Bildern, wie ich sie von vielen Afrikanern kenne, die schreiben. Das fand ich sehr interessant und hat bestimmt auch mit ihrem nigerianischen Background zu tun. Das ist eine ganz bestimmte Art der Poetik und doch geht er in eine Tiefe, die sehr komplex ist und die wir aber alle, glaube ich, sehr leicht nachvollziehen können, weil das alles Themen sind, die uns im Leben nun mal treffen – bis zum Tod. 

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Die Protagonistin Feyi stürzt sich nach einer langen Zeit der Trauer wieder voll ins Leben zurück. Kannst du diese Entwicklung nachvollziehen? 

Von 2018 bis 2020 hatte ich eine extrem schwierige Zeit, und zwar eine echte schwere Depression. Ich werde das Wort „Depression“ nie mehr so leichtfertig in den Mund nehmen wie früher. Ich weiß noch, wie ich oft gesagt habe, dass ich aber depressiv werde und so weiter. Diese Art von Scherz kann ich nicht mehr machen, weil ich weiß, um was für eine schwerwiegende Krankheit es sich dabei handelt und wie schleichend sie dein ganzes Leben einnehmen kann und dann auch noch über so einen langen Zeitraum. Ich habe von Kind an bestimmte Verluste erlebt und dementsprechend auch zu spüren bekommen, dass man das Leben nicht komplett unter Kontrolle haben kann. Das zog sich immer mal weiter so hin. Es gab in der Zeit privat bestimmte Dinge, die mich sehr getroffen haben, und auch beruflich in einer bestimmten Zusammenarbeit Dinge, die mein Weltbild sehr auf den Kopf gestellt haben. Ich bin dann tatsächlich davon depressiv geworden und habe diese mentale Krankheit bekommen – ich, die früher doch mehr dafür bekannt war, eine Frohnatur zu sein und sehr viel und sehr gern gelacht zu haben. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und ich musste auch zusehen, wie ich wieder aus diesem Loch herauskomme und mich da selbst wieder herausziehe - zum Glück auch dank therapeutischer Hilfe. Bei einer schweren Depression und in unserem modernen Alltag ist es, glaube ich, extrem unwahrscheinlich, da selbst wieder herauszufinden - manch einer mag es alleine schaffen, aber es ist extrem unwahrscheinlich. 

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Im Roman gibt es auch viele erotische Szenen. Waren sie mit besonderen Herausforderungen verbunden? Hast du dich besonders darauf vorbereitet, diese Stellen zu lesen? 

Ich bin im Kongo zweisprachig aufgewachsen, Französisch und Deutsch spreche ich fließend, und habe durch den französischen Einfluss und auch durch viele Familienmitglieder, die schon lange in Frankreich leben, die französische Art und Weise mit der Liebe und der Sexualität umzugehen kennengelernt - natürlich auch geprägt vom kongolesisch-deutschen Temperament. Aber lange Rede, kurzer Sinn: Sexualität ist im Kongo, wie auch in Frankreich, eine Angelegenheit, die man doch auf eine sehr emanzipierte, lockere und leidenschaftliche Art angeht. Ich habe keine Ängste oder so gehabt, auch keinen allzu großen Respekt - im Gegenteil. Ich habe mich sehr darüber gefreut, so viel Sinnlichkeit dann auch stimmlich herüberbringen und sprechen zu dürfen und den Zuhörer da eintauchen zu lassen. Das Besondere an diesem Roman ist, dass die Figuren in ihrer Sexualität in keine Schublade passen und auch da, wo das Klischee bedient wird, sind sie alle in ihrer Sexualität selbstermächtigend - und das weder im typisch emanzipierten weiblichen noch im männlichen Sinne. Dass die Figuren in ihrer Sexualität so vielschichtig sind, passt zum Background von Akwaeke Emezi. Den hat sie so wunderbar mit einfließen lassen und doch ist es keine sexuelle Revolution, die da stattfindet. Es geht nicht auf eine plumpe Art unter die Gürtellinie, sondern auf eine sehr poetische, sehr sinnliche Art und doch hat man noch genug Raum für Fantasie. Es wird eben nicht alles ausgesprochen, es bleibt sehr elegant und doch ist die Sprache, gerade wenn es um Sex geht, sehr leidenschaftlich, direkt, direkt leidenschaftlich. 

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