Drei Fragen an James Crowden Autor von "Der gefrorene Fluss"
„In der Stille liegt eine ganz eigene Kraft, und man muss lernen, sie sich zunutze zu machen."
James Crowden
Mr. Crowden, warum haben Sie ihr Buch „Der gefrorene Fluss“ erst so viele Jahre nach jenem Winter bei den Menschen in Zanskar veröffentlicht?
Es liegt unter anderem daran, dass ich eine Langzeitbetrachtung angestrebt habe. Ich wollte wissen, wie es mit dem Straßenbau weiterging. Mir war klar, dass sich dadurch alles ganz schnell ändern konnte, vor allem auf dem Gebiet der Landwirtschaft und des Handels, aber auch im Hinblick auf die Beziehungen zur Welt außerhalb des Tals und auf den Bevölkerungswandel durch Binnen- und Außenmigration – vom Klimawandel ganz zu schweigen. In der Hauptsache ging es aber darum, den Bericht vom Überleben im Winter zu verdichten und als anthropologische Studie und zugleich spannende Geschichte zu erzählen. Außerdem musste ich einen sehr guten Agenten und den richtigen Verlag finden ... und dann brauchte ich ja auch noch die Gelegenheit, mir ein, zwei Jahre berufliche Auszeit zu nehmen, um mich ganz auf das Buch zu konzentrieren.
Sie können sich an vieles sehr genau erinnern, haben Sie sich damals Notizen gemacht?
Ja, ich habe mir Aufzeichnungen gemacht, aber drei meiner Notizbücher gingen durch einen kleinen Brand verloren, der von einem Holzofen in meinem Haus in Dorset ausging. Zum Glück habe ich nach der Rückkehr alles, woran ich mich noch erinnerte, in mehreren Fassungen aufgeschrieben und dann in einem Karton im Gartenhäuschen verstaut, damit es sich setzen konnte. Erst vor ein paar Jahren bin ich wieder auf diese fast vergessenen Aufzeichnungen gestoßen.
Dieses Abenteuer hat Ihr Leben stark geprägt. Gibt es spezielle Fertigkeiten, die Sie sich bei den Bewohnern des Landes angeeignet haben?
Die speziellen Fertigkeiten hängen in erster Linie mit winterlichen Trecks auf zugefrorenen Flüssen zusammen. Wie man bei großer Kälte und ohne Heizmöglichkeiten in Höhlen überlebt. Natürlich habe ich dabei auch eine Menge über den Fluss selbst und sein Eis gelernt – und wie man der Lawinengefahr ausweicht. Meine Haltung zum Land und seiner Bewirtschaftung wurde hier geprägt. Ich habe gelernt, dem Boden und den buddhistischen Lehren mit großer Hochachtung zu begegnen. Respekt vor dem anderen und Respekt vor der Stille. Die Unterweisung der Berge. Wir können von Ladakh eine Menge lernen.
(c) Arkana Verlag (Abdruck nur nach Rücksprache mit dem Verlag)
Mi Yong Neumann