Aktuelles | 27.05.2022 | Mosaik Verlag

Dr. Florian Sturm im Interview

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Der Arzt und Autor über Gesundheitsvorsorge für echte Kerle und sein Buch "Porsche, Pommes, Prostata".

Männer gelten – was ihre Gesundheit betrifft – als vorsorgefaul. Glauben Sie, ein Buch kann daran etwas ändern?

Na klar! In meiner Praxis erlebe ich immer wieder sagenhafte Kehrtwenden. Menschen treffen schlechte Entscheidungen ja nicht einfach so. Sie treffen sie, weil sie schlecht informiert sind. Und speziell Männer unterschätzen oft die Wirkung guter Prävention. Und sie überschätzen den Aufwand, den man dafür treiben muss. Manche fühlen sich von dem ganzen Gesundheitshype auch einfach überfordert. Oder er ist ihnen unsympathisch. Sie steigen aus. Sie machen lieber gar nichts als nicht alles. Das ist die Kopf-in-den-Sand-Strategie. In meinem Buch schlage ich eine pragmatische Alternative vor: Kopf aus dem Sand – und einfach anfangen. Und das Einfachste, das sind die Früherkennungen. Die erkläre ich in meinem Buch. Eine nach der anderen. Ehrlich, einfach, süffig.

Wozu braucht man überhaupt Vorsorgen? Kann man nicht einfach in sich hineinhören und zum Arzt gehen, wenn was nicht stimmt?

Jein. Natürlich gibt es einen ganzen Blumenstrauß an Krankheiten, die man recht schnell mitbekommt, wenn man sie hat. Schlaganfall, Scharlach, Syphilis: Sowas verpasst man in der Regel nicht. Aber es gibt auch einen ganzen Blumenstrauß – ein ganzes Gewächshaus! – an Dingen, die man eben nicht gleich bemerkt. Und um die geht es in meinem Buch. Bluthochdruck, Diabetes, Cholesterin zum Beispiel. Aber auch Darmkrebs, Prostatakrebs, Hodenkrebs. Mit diesen Themen gewinnt man heutzutage keinen Oscar. Es scheint alles gesagt. Aber die Hälfte ist nicht angekommen. Und die andere Hälfte zwar angekommen, aber falsch. Ich kenne zum Beispiel kaum einen Mann, der richtig Blutdruck misst. Oder der weiß, dass Diabetes keine Naschkatzenkrankheit ist. Auch die Häufigkeit der Krankheiten wird komplett unterschätzt. Sie werden praktisch jeden Mann irgendwann im Leben etwas angehen. Es geht hier also nicht um die Kolibris, die Einhörner der Medizin. Es geht ums Kerngeschäft.

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Cover

Schüren Sie mit der Warnung vor symptomlosen Krankheiten nicht auch unnötig Ängst – Ängste, die dann zu Überdiagnostik und Übertherapie führen?

Nicht alles, was dem Arzt oder der Ärztin nützt, nützt auch dem Patienten. Das stimmt. In meinem Buch geht es aber nicht ums Angstmachen. Es geht ums Machen. Ich empfehle die Früherkennungen nicht vorbehaltlos. Ich informiere, ich kläre auf. Und ich motiviere: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Mein Buch will, dass die Leser (und natürlich die Leserinnen!) mitdenken. Und mitreden. Und mitentscheiden. Und mitmachen. Klar, das Leben ist voller Symptome: Rücken, Nacken, Bauch, Kopf, Penis – alles kann wehtun. Oder zwicken. Oder blähen. Die meisten Symptome sind aber Allerweltssymptome. Und sie haben meistens Allerweltsursachen. Und oft Allerweltslösungen. Nervig, aber banal. Wer Kopfschmerzen kriegt, wenn er acht Stunden apathisch auf einen Bildschirm starrt, hat keinen Gehirntumor. Er hat einfach acht Stunden apathisch auf einen Bildschirm gestarrt. Wer nach der zweiten Packung Chips Sodbrennen bekommt, braucht keine Magenspiegelung. Er braucht weniger Chips. Wichtig ist ein rationaler Fahrplan durchs Dickicht der Diagnostik. Das ist mein Buch.

Interview bei gleichzeitiger Buchvorstellung zum Abdruck freigegeben
© Goldmann Verlag
 

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