Aktuelles | 16.01.2023 | Heyne

Die Anfänge der weiblichen Kriminalpolizei

Autorinnenfoto Lea Stein

Interview mit Krimiautorin Lea Stein zu "Altes Leid" (erscheint am 18.01.2023)

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Altes Leid

Lea Stein

Ein Kriminalroman über die Anfänge der weiblichen Kriminalpolizei

Erscheinungstermin: 18. Januar 2023

Inmitten von Hunger, Leid und Armut erkämpfen sich die Frauen eine Karriere als Polizistinnen

Autorin Lea Stein erzählt in ihrem hochspannenden Krimi, wie sich die ersten Frauen ihren Weg in der männerdominierten Davidwache auf St. Pauli erkämpfen. Mordfälle bearbeiten? Das kam nicht infrage für die ersten Schutzpolizistinnen, die nicht einmal eine Waffe bei sich tragen durften. Nur mit Trillerpfeife ausgestattet kontrollierten sie die Ausweise in Hamburgs Bunkern und überwachten bettelnde Kinder.

Doch das ist nicht genug für Protagonistin Ida Rabe: Sie ist einem Monster auf der Spur, das seit mehreren Wochen Frauen überfällt und brutal verstümmelt. Mit einer ordentlichen Portion Mut und Eigensinn begibt sie sich auf die Suche nach dem Urheber dieser Gräueltaten. Und kämpft nicht nur für die betroffenen Frauen, sondern auch für ihren eigenen Berufsweg als Schutzpolizistin.

Eine Pressemappe inklusive ausführlichem Presseinterview finden Sie hier.

 

(c) Sebastian Fuchs Photography

Presseinterview mit Lea Stein (Auszug)

Ihr Roman spielt im Jahr 1947 in Hamburg. Ihre Protagonistin Ida Rabe ist eine der ersten Polizistinnen der Stadt. Wie kam es dazu, dass Frauen zu diesem Beruf zugelassen wurden?

Ganz pragmatisch lag es zum einen an dem großen Frauenanteil im Land. Es war schlicht und ergreifend schwierig, unter den Männern geeignete Bewerber zu finden, die nicht politisch vorbelastet waren. Es gab aber noch andere Gründe: Bestimmte polizeiliche Aufgaben, wie etwa die Befragung von Kindern, schienen gekonnter von Frauen durchgeführt werden zu können. In dieser Hinsicht war die Weibliche Polizei nach dem Zweiten Weltkrieg aber kein Novum: Schon 1903 nahm in Stuttgart Henriette Ahrendt als erste Frau hierzulande ihre Arbeit bei der Polizei auf. Auch in Hamburg gab es schon zuvor eine Weibliche Kriminalpolizei, damals unter der Leitung von Josefine Erkens, die sogar männliche Kripo-Beamte integrierte. 1931 aufgelöst, wurde die Arbeit 1937 wieder aufgenommen – nun waren die Beamtinnen allerdings vorrangig für die sogenannten Jugendschutzlager zuständig, die nichts anderes waren als Konzentrationslager für Heranwachsende. Es gab also Überschneidungen zur Vergangenheit, zugleich aber bemühten sich die Briten, die Weibliche Polizei in Hamburg nach dem Vorbild im eigenen Land zu formen, wo es schon länger Polizistinnen gab, die sich nicht ausschließlich um Kinder und weibliche Jugendliche kümmerten, sondern auch für andere Aufgaben – etwa Streife zu gehen – eingesetzt wurden.


Wie war es damals für Frauen, in dieser Männerwelt zu arbeiten? Wurden sie
überhaupt ernst genommen? Hat sich das Berufsbild von dem der Männer
unterschieden?


Die Polizistinnen sollten sich auf ihre vermeintlichen Kernkompetenz konzentrieren: ihre Mütterlichkeit. Verständnisvolles Nachfragen, sich um Kinder und Jugendliche kümmern, solcherlei, was den Männern dann auch nicht an den Karren fuhr. Ernst genommen wurden die Polizistinnen von ein paar Kollegen sicher, da sollte man vielleicht nicht verallgemeinern; im Großen und Ganzen aber herrschte eine klare Trennung, wer was zu tun hatte. Und ja, auch wenn die acht Wochen dauernde Ausbildung dieselbe für Frauen und Männer war (und die Bezahlung bei beiden gleich schlecht), so kümmerten sich die Frauen anschließend um Kinder und weibliche Jugendliche, hin und wieder auch um Vernehmungen im Rahmen von Sexualdelikten bei weiblichen Erwachsenen; zudem liefen die Polizistinnen nach 1945 auch Streife. Sie saßen aber nicht im selben Büro wie ihre männlichen Kollegen und waren nicht befugt, eine Waffe zu tragen.

Zur Autorin

Lea Stein ist das Pseudonym der Autorin und Journalistin Kerstin Sgonina, die bereits mehrere Romane veröffentlichte. Als sie mit 18 nach Hamburg zog, verliebte sie sich sofort in die Stadt. Nach dem Abitur schlug sie sich auf der Reeperbahn als Türsteherin und Barfrau durch. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Brandenburg. „Altes Leid“ ist ihr erster Kriminalroman und der Auftakt der Reihe um Polizistin Ida Rabe.

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