Ihr Roman spielt im Jahr 1947 in Hamburg. Ihre Protagonistin Ida Rabe ist eine der ersten Polizistinnen der Stadt. Wie kam es dazu, dass Frauen zu diesem Beruf zugelassen wurden?
Ganz pragmatisch lag es zum einen an dem großen Frauenanteil im Land. Es war schlicht und ergreifend schwierig, unter den Männern geeignete Bewerber zu finden, die nicht politisch vorbelastet waren. Es gab aber noch andere Gründe: Bestimmte polizeiliche Aufgaben, wie etwa die Befragung von Kindern, schienen gekonnter von Frauen durchgeführt werden zu können. In dieser Hinsicht war die Weibliche Polizei nach dem Zweiten Weltkrieg aber kein Novum: Schon 1903 nahm in Stuttgart Henriette Ahrendt als erste Frau hierzulande ihre Arbeit bei der Polizei auf. Auch in Hamburg gab es schon zuvor eine Weibliche Kriminalpolizei, damals unter der Leitung von Josefine Erkens, die sogar männliche Kripo-Beamte integrierte. 1931 aufgelöst, wurde die Arbeit 1937 wieder aufgenommen – nun waren die Beamtinnen allerdings vorrangig für die sogenannten Jugendschutzlager zuständig, die nichts anderes waren als Konzentrationslager für Heranwachsende. Es gab also Überschneidungen zur Vergangenheit, zugleich aber bemühten sich die Briten, die Weibliche Polizei in Hamburg nach dem Vorbild im eigenen Land zu formen, wo es schon länger Polizistinnen gab, die sich nicht ausschließlich um Kinder und weibliche Jugendliche kümmerten, sondern auch für andere Aufgaben – etwa Streife zu gehen – eingesetzt wurden.
Wie war es damals für Frauen, in dieser Männerwelt zu arbeiten? Wurden sie
überhaupt ernst genommen? Hat sich das Berufsbild von dem der Männer
unterschieden?
Die Polizistinnen sollten sich auf ihre vermeintlichen Kernkompetenz konzentrieren: ihre Mütterlichkeit. Verständnisvolles Nachfragen, sich um Kinder und Jugendliche kümmern, solcherlei, was den Männern dann auch nicht an den Karren fuhr. Ernst genommen wurden die Polizistinnen von ein paar Kollegen sicher, da sollte man vielleicht nicht verallgemeinern; im Großen und Ganzen aber herrschte eine klare Trennung, wer was zu tun hatte. Und ja, auch wenn die acht Wochen dauernde Ausbildung dieselbe für Frauen und Männer war (und die Bezahlung bei beiden gleich schlecht), so kümmerten sich die Frauen anschließend um Kinder und weibliche Jugendliche, hin und wieder auch um Vernehmungen im Rahmen von Sexualdelikten bei weiblichen Erwachsenen; zudem liefen die Polizistinnen nach 1945 auch Streife. Sie saßen aber nicht im selben Büro wie ihre männlichen Kollegen und waren nicht befugt, eine Waffe zu tragen.