Geringere Niederschläge, sinkende Grundwasserspiegel... Wie weit sind wir von dem Szenario aus Ihrem neuen Thriller entfernt, dass uns in Deutschland das Trinkwasser ausgeht?
Ende Januar hat eine Studie für Aufsehen gesorgt, die im renommierten Fachblatt „Nature“ erschienen ist: Diese zeigt auf, dass die globalen Grundwasservorkommen vielerorts in erschreckend hohem Tempo schwinden. Unter anderem auch in Deutschlands trockenster Region: Brandenburg. Die Gründe hierfür sind vielfältig, unter anderem sind die ungezügelten Wasserentnahmen der im Großraum Berlin angesiedelten Industrien zu einem echten Problem geworden. In mehreren Regionen Brandenburgs gab es während der Sommermonate 2023 bereits weitreichende Einschränkungen für den privaten Wasserverbrauch. Doch das dürfte erst der Anfang sein. Wenn in naher Zukunft in der Lausitz keine Braunkohle mehr gefördert wird, wird dort auch kein Grundwasser mehr in die Spree gepumpt. Diese könnte, laut einer Studie des Bundesumweltamtes, in den Sommermonaten dann bis zu 75% weniger Wasser führen, was in der Trinkwasserversorgung Berlins tatsächlich zu erheblichen Engpässen führen dürfte. Nicht umsonst haben Berlin und Brandenburg letzten August eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, ob es wirtschaftlich und technisch realisierbar wäre, entsalztes Wasser aus der Ostsee via Pipelines nach Berlin zu pumpen. Und damit ist die Realität längst dabei, mein Szenario in „Blaues Gold“ wahr werden zu lassen.
In "Blaues Gold" wurde vor der deutschen Ostseeküste eine Süßwasser-Förderplattform errichtet. Haben wir wirklich Süßwasservorkommen vor unseren Küsten und warum haben wir diese nicht längst schon angezapft?
Ob es vor deutschen Küsten tatsächlich Offshore-Aquifere gibt ist noch nicht gesichert. Spezifische Untersuchungen dazu gibt es bislang nicht, weil sich die Forschung aktuell auf Regionen konzentriert, in denen permanenter Wassermangel herrscht; wie z.B. Malta. Für meine Recherchen zu „Blaues Gold“ konnte ich hierzu jedoch eine der führenden deutschen Wissenschaftlerinnen auf diesem Fachgebiet befragen. Frau Dr. Marion Jegen-Kulcsar vom GEOMAR-Institut in Kiel bestätigte mir dabei, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass Süßwasser-Aquifere auch vor der deutschen Ostseeküste existieren. Ob wir daraus tatsächlich eines Tages Süßwasser fördern werden, hängt von mehreren Faktoren ab, von denen ich die wichtigsten im Buch erläutere. Die Idee jedenfalls ist auf keinen Fall abwegig.
"Sturm", "Leben", "Dürre" und jetzt "Blaues Gold" - in Ihren Romanen verweben Sie stets brandaktuelle Themen des Klimawandels mit einer packenden Thrillerhandlung. Wann sagt Ihnen Ihr Gespür, dass ein Thema unbedingt zwischen zwei Buchdeckel muss?
Wenn ich spüre, dass mich ein Thema beschäftigt und nicht mehr loslässt. Meistens tauche ich dann tiefer in die Materie ein, und oft entwickelt sich dabei vor meinem inneren Auge bereits eine mögliche Story. Sobald das passiert, weiß ich, über dieses Thema will ich unbedingt einen spannenden Roman schreiben.