Meine Selbstwahrnehmung veränderte sich mit dem Auftauchen des Manuskripts. Davor besaß ich nichts, woran ich mich hätte festhalten können; meine Vergangenheit war ein unbeschriebenes Blatt. Nach seiner Entdeckung hatte ich etwas, das ich mit den Händen anfassen, Seiten, die ich umblättern und riechen, Noten, an denen ich mich orientieren konnte wie an einer Landkarte. Und das Beste von allem war der Name. Ich zeichnete die Worte Susanne van Soldt mit den Fingerspitzen nach und beschloss, so viele der Stücke wie möglich aus dem Manuskript zu lernen. Denn ich hoffte, Susanne in der Musik zu finden.
Batavia, Niederländisch-Indien, 1631: Die siebzehnjährige Waise Marta wird mit weiteren Mädchen aus Amsterdam auf die Insel Java gebracht. Genau wie ihre Leidensgenossinnen muss auch sie den Mann ehelichen, der sich für sie entscheidet. Zu ihrer Überraschung zeigt Cornelius Vos, der deutlich älter ist als Marta selbst, auffallend wenig Interesse an seiner jungen Braut. Wie Marta bald herausfindet, hat er eine indonesische Geliebte, die längst die Rolle der Gattin und Hausherrin übernommen hat. Bald erfährt Marta auch, warum der Kaufmann Vos sich ausgerechnet für sie entschieden hat: Als sie seinerzeit als Säugling vor dem Waisenhaus ausgesetzt wurde, hatte man ihr ein Notenmanuskript in die Wiege gelegt, das von einer gewissen Susanne van Soldt stammt. Doch warum will Vos unbedingt in den Besitz dieser Noten gelangen? Was weiß er über die Familie van Soldt? Und wird er Marta helfen, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften?
