Aktuelles | 12.03.2021 | Goldmann

„Das ist mein erster Roman, der sich an einen realen Fall anlehnt."

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Christa von Bernuth im Interview über Tief in der Erde

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Christa von Bernuth ließ sich von einem der berüchtigtsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte inspirieren

Warum haben Sie sich dazu entschieden, genau diesen Fall zu fiktionalisieren, und warum jetzt – vierzig Jahre danach?

Der Bruder von Ursula Herrmann, Michael Herrmann, hat mich vor gut anderthalb Jahren kontaktiert. Aufgrund meines Kriminalromans Die Stimmen, der in einem Internat spielt, erfuhr er, dass ich Schülerin jenes Internats gewesen bin, wo nach dem Tod Ursula Herrmanns so erstaunlich wenig ermittelt wurde. Ich wollte erst eine Reportage über dieses Thema schreiben, aber da war eine andere Journalistin bereits dran. Also ließ ich diese Idee wieder fallen. Michael Herrmann hielt aber den Kontakt und leitete mir immer wieder einmal Ideen von Hobbyermittlern weiter. Die meisten Theorien waren völlig absurd. Ich lehnte es weiterhin ab, mich damit zu beschäftigen. Bis ich über einen engagierten Hobbyermittler erfuhr, dass die Fangschaltung, die der Polizei zu spät zur Verfügung stand, möglicherweise bei einem Rechtsanwalt stand, dessen Töchter ebenfalls das Internat besucht hatten. Da wurde ich aufmerksam. Dann sprach ich mit der Lektorin und guten Freundin Barbara Heinzius darüber – nur so, als Idee, diesen tatsächlichen Fall fiktiv aufzubereiten. Ich fragte anschließend Michael Herrmann, ob er mir helfen würde. Er war nicht sehr begeistert. Eigentlich mochte er sich nicht mehr damit befassen. Die Staatsanwaltschaft hatte weiteren Ermittlungen bereits eine Absage erteilt – er wollte nun endlich damit abschließen. Dann sagte er doch zu. Zu meinem Glück.

Wie viel des Romans ist fiktiv und wie viel entspricht den wahren Begebenheiten?

Natürlich darf ich diese Frage nicht umfassend beantworten, ohne mich angreifbar zu machen. Was ich sagen kann: Fast alle Figuren sind fiktiv. Ich musste zum Beispiel die Ermittler in zwei Hauptpersonen – Thomas Bergmüller und Karin Hieronymus – zusammenfassen, weil es in der Realität einfach zu viele waren, das hätte keiner mehr kapiert. Einige Fakten habe ich zugunsten der Dramaturgie gebeugt, einiges auch frei erfunden. Natürlich sind auch meine Schlussfolgerungen fiktiv. Der große Rest ist aber korrekt und entspricht dem Inhalt der Akten, die mir zur Verfügung standen. Womit ich sagen will: Es könnte definitiv genauso gewesen sein.

Sie stehen in Kontakt zu Ursula Herrmanns Bruder. Wie sah Ihre Zusammenarbeit am Roman aus? 

Wir stehen in ständigem Kontakt, er hat auch den Roman gelesen, und war – da war ich echt positiv überrascht – sehr angetan. Er hat mir alle notwendigen Informationen gegeben, alles, was er bisher in Eigenregie ermittelt hatte. Und er hat den Kontakt zu der Sprachwissenschaftlerin Barbara Zipser hergestellt, die in meinem Roman Barbara Brandt heißt. Barbara Zipsers Input war unglaublich wichtig, sie hat ganz viel herausgefunden. Ohne diese beiden hätte der Roman in dieser Form nicht entstehen können.

Dienen Ihnen bei all Ihren Kriminalromanen echte Fälle als Inspiration?

Nein, das ist mein erster Roman, der sich an einen realen Fall anlehnt. Mittlerweile arbeite ich auch für ein Magazin namens Echte Verbrechen, wo es ebenfalls um reale Kriminalfälle geht. Mir gefällt diese journalistische Herangehensweise ausgesprochen gut. Damit meine ich: Ich glaube, dass ich zwar ganz gut im Erfinden spannender Geschichten bin. Mittlerweile finde ich die Realität aber noch hundertmal spannender.

© Goldmann Verlag

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