Aktuelles | 24.10.2022 | der Hörverlag

Cosy Crime zu Weihnachten - Interview mit Hörbuchsprecher Bastian Pastewka

Bastian Pastewka im Studio Hercule Poirot

Hercule Poirots Weihnachten von Agatha Christie, gelesen von Bastian Pastewka.

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Eine schöne Bescherung für Hercule Poirot! Der alte Simeon Lee hat zu Weihnachten den Familien-Clan zusammengerufen - doch das ist alles andere als eine traute Runde. Das ungeliebte Familienoberhaupt bringt mit seinem despotischen und provozierenden Verhalten alle gegen sich auf. Als er am Heiligen Abend mit durchschnittener Kehle aufgefunden wird, bedauert niemand seinen Tod. Ein Motiv hätten alle Anwesenden gehabt und nun ist der Weg zur reichen Erbschaft frei. Doch Hercule Poirots kleine graue Zellen arbeiten auf Hochtouren und lassen ihn auch diesmal nicht im Stich ... Pünktlich zur Weihnachtszeit erscheint im Hörverlag Hercule Poirots Weihnachten von Agatha Christie, genial gelesen von Bastian Pastewka.

Bei den Aufnahmen im Tonstudio haben wir ihm ein paar Fragen gestellt. 

 

Auch wenn die Antwort von Hercule Poirot wahrscheinlich ganz eindeutig ausfallen würde: Wer ist die wahre „Meisterdetektivin“ oder der wahre „Meisterdetektiv“, Monsieur oder Miss Marple?

Ja, da bin ich jetzt ein bisschen befangen. Ich bin Fan von Agatha-Christie-Geschichten und allen Ermittlerfiguren. Sie hat ja sogar noch mehr erfunden. Ich muss aber tatsächlich sagen, dass Hercule Poirot wirklich ein wenig meisterlicher ist. Die Figur ist ein wenig interessanter als Miss Marple. Die Zuschauerinnen und Zuschauer meiner Generation kennen Miss Marple möglicherweise sehr prägnant und auch am stärksten in der Figur von Margaret Rutherford. Margaret Rutherford hat in den 60er Jahren viele Miss-Marple-Filme gedreht. Und sie hat die Miss Marple, die Agatha Christie gar nicht so geschrieben hat – und ich glaube, Agatha Christie war zunächst nicht gerade erbaut davon, dass Margaret Rutherford ihre Detektivin spielte – sehr robust angelegt, sehr stämmig, sehr schnippisch und ein bisschen komödiantisch. Und wenn man sich die originalen, wenigen – ich glaube, es gibt nur 12 oder 15 – Miss-Marple-Geschichten durchliest, so vermisst man darin vielleicht den Witz der vier Margaret-Rutherford-Verfilmungen. Die Figur Hercule Poirot finde ich tatsächlich ein wenig interessanter, weil er eben ein exzentrischer Detektiv ist, mit seinem leisen Gang, mit seinem Schnurrbart, mit seinen stets gut gegelten Haaren, mit seiner Sekretärin Miss Lemon und Commander Japp, der ihm die ganze Zeit beim Aufklären der Fälle hilft. Da hat man das Gefühl, so einer kleinen Family zuzuschauen. Und natürlich ist Hercule Poirot die wahrscheinlich größere Ermittlerfigur, ähnlich groß wie ein Sherlock Holmes – wenn man nach den Büchern geht. Aber das soll jeder selbst beurteilen.

Sie haben auch bei den Krimi-Hörspielen “Tod unter Lametta” von Kai Magnus Sting mitgewirkt. Warum gehen Krimi und Weihnachten so gut zusammen?

Das kann ich nicht wirklich beantworten, aber Weihnachten hat natürlich immer einen besonderen Glanz. Zu Weihnachten herrscht meistens Harmonie, und wenn man dann das Gegenteil, zum Beispiel einen Mord, erzählt bekommt, dann wird es ganz besonders kurios, weil viele Menschen, die wir kennen, hoffentlich um die Weihnachtszeit herum noch nie irgendeinen Mord haben erleben müssen oder gar begehen können. Ich glaube, ähnlich wie zum Beispiel in den Stirb-Langsam-Filmen, wo die großen Katastrophen ja auch immer zu Weihnachten passieren, ist es auch bei Hercule Poirots Weihnachten oder eben Tod unter Lametta  – sehr spaßig, in einer harmonischen Zeit eine kleine Seltsamkeit, ein Krimi-Puzzle oder etwas Seltsames zu lösen. Und ich glaube, es macht vielen Leuten auch Spaß, um Weihnachten herum Weihnachtskrimis zu lesen oder zu hören.

Bastian Pastewka im Studio Hercule Poirot 2

Sie sind ja ein absoluter Paul-Temple-Experte. Gilt das auch für die Romane von Agatha Christie?

Nein, die Paul-Temple-Figur von Francis Durbridge ist eine Hörspiel-Figur. Diese Figur wurde von dem Autor Francis Durbridge 1938 für die BBC erfunden. Das war eine Figur, die in erster Linie oder wirklich als aller erstes eben fürs Radio geschrieben wurde. Erst danach kamen Verfilmungen, ein paar Bücher und sogar in den 70er Jahren noch eine vollkommen anders geartete Fernsehserie. Im Ursprung waren es, wie gesagt, Hörspiele. Und Hörspiele haben ein bisschen mehr Faszination für mich als Romane generell. Ich lese nicht sehr viel, deshalb bin ich da natürlich befangen. Aber die Hörspiele mit den Romanen zu vergleichen ist schwer, denn ganz ehrlich, auch von den Agatha-Christie-Romanen gibt es sehr, sehr schöne Hörspielfassungen und auch hier würde ich wieder, wenn ich mir zuhause etwas anhöre, die Hörspiele bevorzugen, bevor ich zu einem Buch greife.

 

Was darf in keinem Agatha-Christie-Roman fehlen?

Also ich glaube, Agatha Christie hat unheimlich viel für die Kriminalliteratur getan. Sie ist diejenige, die eine ganz große Anzahl von Verdächtigen und interessante Ermittlerfiguren versammelt. Meistens handelt es sich um Verbrechen, die in einem geschlossenen Raum stattfinden. Das heißt, ein Toter ist beispielsweise hinter einer Tür ermordet worden, noch ganz frisch und das Blut läuft ihm aus den Adern, aber es ist kein Mörder im Raum, denn der Raum war abgeschlossen, und zwar von innen. Wie soll das gehen? Solche Späße haben auch andere Autoren und Autorinnen vor ihr, also vor den 1920er Jahren versucht. Agatha Christie hat diese Krimiform mit guten Ideen und guten Ermittlerfiguren einfach aufs Beste angereichert und bis heute nachhaltig so berühmt gemacht, dass wir immer, wenn wir an einen Krimi denken, sofort an Agatha Christie denken – speziell, wenn er in England spielt. Tatsächlich muss bei Agatha Christie immer sehr viel ermittelt werden. Es werden Spuren zusammengesucht, es gibt kleine Hinweise. Der Detektiv oder die Detektivin verhört alle Verdachtspersonen nacheinander in irgendwelchen Kaminzimmern. Und in der Tat spielen die Geschichten meistens in englischen Herrenhäusern, bei Agatha Christies Mord im Orientexpress beispielsweise in einem Zug. Es gibt auch noch einen anderen Zug, den Blue Train, oder auf einem Schiff bei Tod auf dem Nil. Es ist immer eine Gesellschaft, die zusammenkommt, möglicherweise eine Familie, und dann gibt es eine Tote oder einen Toten oder gleich mehrere Tote und dann muss ermittelt werden. Also viele Leute, verschlossener Raum, seltsame Ermittler, meistens eine Polizei, die nichts schnallt im Gegensatz zu den Superdetektiven Miss Marple oder Hercule Poirot. Und dann gibt es am Schluss eine tolle Auflösung, und für diese Auflösung versammelt zum Beispiel Hercule Poirot – genau wie er es auch in Hercule Poirots Weihnachten macht – sämtliche Verdächtige in einem Raum und sagt dann: Sie, Mister Smith und Sie, Misses Jones, und Sie, die Haushälterin, waren aber nicht, während er...“ und so weiter und am Schluss wird der Täter spektakulär herausgefiltert. Das macht Spaß, das ist spannend und ist zum Beispiel hier bei Hercule Poirots Weihnachten verblüffend.

 

Wen sollte man besser nicht zum Weihnachtsfest einladen, um Mord und Totschlag zu vermeiden?

Mich!

 

Wie schafft man Spannung am Mikro im Vergleich zur Arbeit vor der Kamera?

Das ist eine schöne Frage. Ich durfte Hercule Poirots Weihnachten einlesen, alleine einlesen, also ohne Leute um mich herum. Wir haben kein Hörspiel gemacht, sondern eine Lesung, ohne Atmosphären, ohne Musik, ohne Geräusche und so weiter. Also muss ich selber Spannung für die Hörerinnen und Hörer, die sich das anhören wollen, schaffen. Und das klappt natürlich nur, wenn die Vorlage gut ist, und die Vorlage ist glücklicherweise spannend. Hercule Poirots Weihnachten von Agatha Christie hat viele verblüffende Wendungen, es gibt überraschende Hinweise und wenn man dann ein paar Pausen lässt und sich fragt, was könnte wohl als nächstes kommen, so wie ich es gerade versuche, dann bleibt die Hörerin, der Hörer möglicherweise dran. Ich hoffe es zumindest, schön wäre es. Mir hat es Spaß gemacht.

Viel Spaß bei Hercule Poirots Weihnachten! Herzliche Grüße und frohe Weihnachten, Bastian Pastewka. Tschüss!

 

Hinweis: Die Nutzung des Interviews oder von Auszügen daraus ist nach Rücksprache mit der Presseabteilung möglich.

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