Christian v.Ditfurth über seine neue Krimireihe im Berlin der 30er Jahre
Im September erscheint der erste Fall für Polizeikommissar Karl Raben
»Tanz mit dem Tod« - Der erste Fall für Karl Raben
Herr v. Ditfurth, wo treffen wir Ihrem neuen Ermittler Karl Raben zum ersten Mal?
Wir sind in Berlin, im November 1932: Die Zahl der Arbeitslosen ist auf Rekordniveau. Verzweiflung herrscht in den Mietskasernen. Selbstmorde häufen sich. Eines Abends stürmen SA-Männer eine Kneipe im Wedding und erschießen Kurt Esser, Redakteur des KPD-Blatts Rote Fahne. Dem jungen Kriminalpolizisten Karl Raben gelingt es, den Anführer der Mörder zu stellen. Doch kaum ist Hitler an der Macht, kommt der SA-Mörder auf freien Fuß. Raben hat fortan nur noch einen Gedanken: Gerechtigkeit …
Was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Hauptfigur?
Ich habe mich schon immer für Menschen interessiert, die sich im Zwiespalt befinden, also mit dem einem Fuß im Morast stecken, mit dem anderen noch auf festem Boden stehen. Es geht um Moral, vor allem um Recht und Gerechtigkeit. Die Frage ist: Wie kann einer für Gerechtigkeit sorgen, wenn das Unrecht die Macht ergreift? Es reizt mich seit langem, einen Polizisten in der Zeit zwischen der Machtübertragung an Hitler und der Gründung der Bundesrepublik ermitteln zu lassen: Karl Raben ist ein Kommissar, der in der (Weimarer) Demokratie, der (Hitler-)Diktatur und schließlich in der (westdeutschen) Demokratie arbeitet. Eine Zeitreise, auf der viele umkommen. Auf das Leben meines Helden würde ich keinen Reichspfennig setzen.
Karl Raben gerät moralisch und rechtlich zwischen alle Fronten…
Kriminalpolizist Raben, ein Staatsdiener, der auf die Weimarer Verfassung vereidigt ist, schläft in der Demokratie ein und wacht in der Diktatur auf. Was soll er tun? Recht und Gerechtigkeit sind Trennbegriffe der Geschichte. Wie Zeitgenossen sie verstehen, klärt über den Charakter ihrer Gesellschaft auf. In meinen Augen sind es bis heute die spannendsten Begriffe, egal, wann und wo. Bis heute faszinieren uns Menschen, die in einer Diktatur das Richtige tun. Aber gibt es das Richtige im Falschen? Und: Müssen wir Helden sein, sollten wir in eine Diktatur geraten?
Barbara Romeiser