Aktuelles | 28.06.2023 | der Hörverlag, Goldmann

Axel Milberg liest den Bornholm-Krimi ”Sonne über Gudhjem“ von Michael Kobr

Foto Kobr Milberg im Studio

Bestsellerautor Michael Kobr hat Schauspieler Axel Milberg während der Hörbuch-Aufnahmen im Tonstudio getroffen

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2003 veröffentlichte Bestsellerautor Michael Kobr zusammen mit Volker Klüpfel den ersten Fall für den Allgäuer Kommissar Kluftinger, "Milchgeld". Der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Mit seinem aktuellen Buch "Sonne über Gudhjem", startet er nun seine erste Solo-Krimireihe. Am 30. August 2023 erscheinen zeitgleich das Buch im Goldmann Verlag und das Hörbuch, gelesen von Axel Milberg, im Hörverlag

Michael Kobr hat Schauspieler und Sprecher Axel Milberg während der Aufnahmen im Tonstudio zu einem Gespräch getroffen. Es ging unter anderem um den Prozess des Schreibens, die dänische Ostseeinsel Bornholm, langjähriges Lieblingsurlaubziel von Michael Kobr und Schauplatz von "Sonne über Gudhjem“, aber auch die verschiedenen Figuren, die den Text bevölkern und die Herausforderungen beim Einlesen dieses Hörbuchs. Die Unterhaltung der beiden finden Sie in diesem Beitrag als Audio und als Transkript. Dazu Fotos, die während des Besuchs entstanden sind. Audios, Texte und Bilder können Sie gerne im Rahmen Ihrer Berichterstattung ganz oder in Teilen verwenden

Bildergalerie mit Fotos aus dem Tonstudio

Herzlich willkommen, lieber Axel Milberg, lieber Michael Kobr, wir freuen uns sehr, dass Sie heute Zeit gefunden haben für einen kleinen Austausch über Ihren Bornholm-Krimi „Sonne über Gudhjem“. Wie der Titel schon sagt, spielt der Krimi auf der Ostsee-Insel Bornholm. Wir befinden uns im Downtown Studio München, wo Axel Milberg gerade das Hörbuch einliest. Herr Kobr, Sie haben vorhin schon in die noch ungeschnittene Aufnahme reinhören können. Wie war das für Sie den eigenen Text von Axel Milberg vorgelesen zu bekommen?


Michael Kobr: Es ist sensationell, ich bin seit langem erklärter Fan von Axel Milbergs Stimme als Sprecher, "die Wallander Krimis" sind mir immer im Ohr. Und nun den eigenen Text von Axel Milberg vorgelesen zu bekommen, ist so ein angenehmer Eindruck. Ich bin sehr glücklich und stolz. 


Und wie fühlt sich das im Gegenzug für Sie an Herr Milberg, wenn der Autor beim Einlesen dabei ist und zuhört. Es kommt nicht so häufig vor, dass ein Autor oder eine Autorin persönlich bei den Hörbuchaufnahmen vorbeikommt. Ist es hilfreich, ein direktes Feedback zu bekommen oder entsteht Lampenfieber?


Axel Milberg: Ich genieße es sehr, dass der Autor lebt (lacht). Und, dass er nicht schon 200 Jahre tot ist und auch hier aus der Gegend, dem Allgäu, kommt und nun im Studio vorbeischaut. Denn ich bin ihm durch das Lesen seines Textes und durch das Hineinfinden in seine Welt, die er auf Bornholm spielen lässt, unglaublich nahegekommen. Denn ich glaube, ich unterstelle jetzt einfach, dass im Text natürlich auch viel vom Autor persönlich drinsteckt. Und jetzt ist der Autor persönlich da, und wir tauschen uns aus. Das ist ein glücklicher Moment.


Lennart Ipsen, die Hauptfigur im Buch, ist hochdekorierter Kriminalpolizist. Frisch geschieden und gesundheitlich angeschlagen übernimmt er bewusst die Leitung der überschaubaren Insel-Kripo. Doch statt Angelfahrten und Joggen am Strand wartet gleich sein erster Mordfall auf ihn. Haben Sie, Herr Milberg ein Bild, von Lennart Ipsen im Kopf?  


Axel Milberg: Die äußere Erscheinung wird im Buch erst relativ spät nach gefühlten 150 Seiten nachgereicht. Ich habe deshalb ein konkretes Bild vor Augen und das auch mal am Rand notiert. Ich glaube, er hat blondes, dichtes Haar, eine athletische Figur, er ist sportlich, joggt regelmäßig, er kocht inzwischen auch gerne, kommt aber nicht dazu. Wie er generell zu vielem nicht kommt, was er eigentlich tun möchte, weil er ein leidenschaftlicher Polizist ist. Deswegen auch sein Burnout, das ihn auf die Insel treibt. Für ihn stand der Beruf immer an erster Stelle, auch vor der Familie.
Er schiebt sich seine Sonnenbrille gerne in sein dichtes Haar und trägt Boots, ein bisschen wie ein amerikanischer Cowboy. Er legt Wert auf sein Äußeres, ohne eitel zu sein. Er ist bodenständig und maskulin. Ja, das ist so der Eindruck dieser physischen Erscheinung.   


Sah Lennart Lennart beim Schreiben auch so aus, Herr Kobr?


Michael Kobr: Ich bin begeistert, du kennst ihn tatsächlich besser als ich. Ich hatte tatsächlich gerade die Hauptfigur von der äußeren Erscheinung her beim Schreiben gar nicht so präsent. Aber du hast das perfekt zusammengefasst. Eigentlich passt er dann ganz gut zu dir, muss man sagen.

Axel Milberg: (Lacht) Ohne die Sonnenbrille im Haupthaar zu verstecken zu können.
Das ist hochinteressant, was du sagst, dass dir die äußere Erscheinung der Hauptfigur Lennart Ipsen gar nicht selbst so vor Augen ist. Weil er tatsächlich eher dadurch präsent ist, dass wir durch seine Augen auf die Welt schauen. Er ist sozusagen das Fernglas oder das Vergrößerungsglas, das er auf die Welt um sich herum richtet. Und irgendwann gibt es sozusagen einen Gegenschuss auf ihn selbst.

Michael Kobr: Das ist ein sensationelles Bild, und tatsächlich ist es so, dass bei diesem Buch meine Frau irgendwann gesagt hat: "Beschreib den Lennart Ipsen mal ein bissl, so dass man sich den vorstellen kann“.


Axel Milberg: Aha, ja (lacht) 


Herr Kobr, Sie kommen und leben im Allgäu. Ihre bisherigen Bücher spielen dort oder zuletzt in Südfrankreich. Warum ist es nun Bornholm geworden?


Michael Kobr: Also die Bornholm-Idee kam tatsächlich im Urlaub. Als Autor hat man immer ein bisschen Arbeit dabei im Urlaub. Aber in diesem Urlaub auf Bornholm hatte ich alles abgegeben, und alle Projekte waren erledigt. Aber ich hatte natürlich meinen Computer dabei und ich kann ehrlich gesagt schwer gar nichts tun. Nach zwei Stunden im gemieteten Häuschen hinter der Düne im Wald ist mir dann echt langweilig geworden, und da kam die Müllabfuhr vorbei in einem hellblauen Müll-LKW und es stand Lennard Ipsen darauf. Ich  dachte mir, hier heißen die Müll-Firmen wie Dichter. Also auf dieser Insel muss man ein Buch spielen lassen.

Axel Milberg: Das ist ja irre, das ist schon die zweite „Müllabfuhr-Figur“, die ich spiele. Ich habe einmal den Herzog Alba in "Don Carlos" von Friedrich Schiller gespielt. Wir hatten ein Gastspiel in Berlin und da fuhr ein Mülllaster mit dem Schriftzug „Alba“ vorbei. Offensichtlich gibt es in Berlin eine privatisierte Müllabfuhr-Gesellschaft mit dem Namen "Alba". Also jetzt reicht es langsam mit den Müllmännern. 

Michael Kobr: Aber alles sehr klingende Namen, muss man sagen.


Ist die Geschichte "Sonne über Gudhjem" eigentlich authentisch, gibt es ein reales historisches Ereignis, das ihr zugrunde liegt?


Michael Kobr: Nein, die Geschichte ist nicht authentisch, aber tatsächlich ist diese Kalte Kriegs- Geschichte relativ lebendig da unten. Es gibt ein Museum und diesen Turm, und es gibt tatsächlich immer wieder  Überflüge von Flugzeugen, die da nicht angemeldet sind, weil es eben ein Außenposten der Nato ist und war, und das gab es wohl immer wieder. Ich glaube, es hat die Insel tatsächlich geprägt, dass sie in einer Randlage war.


Axel Milberg: Wann hast du angefangen, an diesem Buch zu schreiben?


Michael Kobr: Im Urlaub habe ich angefangen. Vorletztes Jahr. 


Axel Milberg: Also 2021, da gab es den Krieg in der Ukraine noch nicht?


Michael Kobr: Den gab es noch nicht. Nein, also es ist tatsächlich von den Ereignissen eingeholt worden. Auch was diese Pipelines angeht, wo es dann diese Explosionen gab. Das war damals ja noch gar nicht vorstellbar.

Haben Sie eine Lieblingsfigur im Buch, Herr Milberg?


Axel Milberg: Also mir fällt jetzt spontan gesagt natürlich die Hauptfigur Lennart Ipsen ein. Aber auch sein Vorgänger Morten Nygaard, der sich auf eine so gute Weise in den Ruhestand verabschiedet hat, der mit seiner Frau ein so liebevolles Duo ist, die sich einander die Bälle zuspielen und der gut rausgekommen ist, aus 40 Jahre Mord und Totschlag.


Michael Kobr: …Und sich aber immer noch bereithält, falls man ihn mal braucht und das könnte ja durchaus mal passieren.


Axel Milberg: Ja, und seinen Nachfolger überrascht er mit seiner freundlichen und entspannten Haltung. Der gar nicht drängelt und sagt „überleg es dir, ich bin da, wenn du mich brauchst, aber fühl dich nicht verpflichtet. Außerdem sagen mir deine Mitarbeiterinnen eh alles, was ihr in den Ermittlungsarbeiten herausfindet." Das fand ich charmant.


Axel Milberg: Ich muss wirklich sagen, du hast den Ton der beiden Mädchen sehr gut erwischt. Diese jugendliche Aufmüpfigkeit, dieses Direkte, dieses Freche, aber auch dieses Konsumorientierte, das sich gegenseitig Erziehen, den Papa lieben und necken und die Ungeduld. Da ist so viel absolut genau hingehörte Authentizität in der Art, wie sie sich ausdrücken und gegenseitig unterbrechen. Das hat mir besonders Spaß gemacht beim Sprechen.


Michael Kobr: Vielen, vielen Dank. Meine Töchter sind genau in dem Alter, das könnte also möglicherweise damit zu tun haben.
 

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