Aktuelles | 02.08.2023 | Goldmann

»Aliens und UFOs geben eben auch dort noch Trost und Hoffnung, wo Gott schon lange tot ist.«

Fotocollage Christian Alt und Christian Schiffer

Ein Interview mit Christian Alt und Christian Schiffer zu ihrem Buch »Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen«

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Cover

In Ihrem Buch »Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen« erkunden Sie den aktuellen Hype um UFOs, beziehungsweise wie sie rebrandet wurden: UAPs (Unidentified Aerial Phenomena). Was hat Sie dazu bewogen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, insbesondere vor dem Hintergrund Ihrer bisherigen Haltung zu Verschwörungstheorien und deren Auswirkung auf die Demokratie?

CA       Es gibt in den USA einen regelrechten UFO-Hype, der gerade auch nach Europa schwappt. Und für diesen Hype gibt es mehrere Gründe: Die amerikanische Regierung hat zugegeben, dass sie ein geheimes Programm zur Erforschung des Phänomens unterhalten hat, einflussreiche Politiker drängen auf Öffnung der UFO-Akten und auch die NASA interessiert sich immer mehr für das Thema.

CS       Es ist fast ein bisschen wie in den 90ern, als wir am Mystery-Montag auf Pro7 Akte X geschaut haben. Damals galten Verschwörungstheorien als ziemlich hip und harmlos, das ist heute anders. In dem neuen Buch wollten wir also auch schauen: Stimmt es, was wir bei Akte X gelernt haben? Ist wirklich die Wahrheit irgendwo da draußen? Oder am Ende doch nur der Wahn?

 

Herr Alt, Sie sind fasziniert von der Idee außerirdischen Lebens und der Möglichkeit von UFOs, während Sie, Herr Schiffer, skeptisch bleiben. Wie sind Sie mit diesen unterschiedlichen Einstellungen umgegangen und wie hat dies Ihre Zusammenarbeit bei der Recherche und beim Schreiben beeinflusst?

CA       Wir sind eigentlich gar nicht so weit voneinander weg. Wir beide finden UFOs und Aliens faszinierend und wir beide wünschen uns eine neue, aufgeklärte UFO-Forschung.

CS       Aber es ist schon so, dass Christian Alt sich die Möglichkeit, dass es sich hierbei um UFOs handelt, sehr viel eher vorstellen kann als ich. Ich halte das zwar nicht für ausgeschlossen, aber für die am wenigsten wahrscheinliche Möglichkeit.

CA       Auf die Zusammenarbeit hatte die phantasielose Nüchternheit meines Co-Autors aber keine Auswirkungen. Denn letztlich wollen wir beide ja wissen, was das da eigentlich ist, was viele von uns am Himmel sehen und sich nicht erklären können.

 

Für Ihr Buch haben Sie verschiedene Personen aus der UFO-Gemeinschaft befragt, angefangen vom Prä-Astronautiker Erich von Däniken bis hin zu Computer-Nerds, die zu Hause vor ihren Computern nach Außerirdischen suchen. Wie haben diese Begegnungen Ihr Verständnis des UFO-Phänomens beeinflusst, und haben Sie bestimmte Perspektiven besonders überrascht oder herausgefordert?

CA       Also Erich von Däniken ist schon eine sehr interessante Figur. Er ist mittlerweile 88 Jahre alt, aber tourt immer noch von Kleinstadt zu Kleinstadt, um den Leuten seine Version der Weltgeschichte zu erzählen, nämlich dass Außerirdische die eigentlichen Götter sind und beispielsweise die Pyramiden gebaut haben. Kritische Nachfragen verscheucht er wie lästige Fliegen und er wirft mit archäologischem Wissen um sich. Däniken ist so überzeugend, weil man spürt, wie sehr er an das glaubt, was er einem da erzählt. Das hat uns nicht so sehr überrascht, aber doch sehr fasziniert.

 

Neben der Faszination für UFOs untersuchen Sie auch die menschliche Neigung, unbekannte Flugobjekte sofort mit Außerirdischen in Verbindung zu bringen. Was glauben Sie, sagt diese Tendenz über uns als Gesellschaft aus?

CS       Ach, das ist völlig normal. Aliens sind ja so eine Art säkulare Ersatz-Religion. Denn anders als Gott sind UFOs und Aliens Dinge, die prinzipiell mit den uns bekannten Gesetzen der Physik und Biologie erklärt werden könnten. Aliens und UFOs geben eben auch dort noch Trost und Hoffnung, wo Gott schon lange tot ist.

CA       Der neue UFO-Hype hat meiner Meinung nach aber auch eine Menge damit zu tun, dass man dem Staat zunehmend skeptisch gegenübersteht. Die Vorstellung, der Staat würde sein geheimes Alien-Wissen vor uns verbergen, wirkt in solchen Zeiten auf viele Menschen besonders anziehend.

 

Zum Abschluss: Wenn Außerirdische nun tatsächlich existieren würden und ihnen die Menschheit nicht gleichgültig wäre, was wäre dann Ihrer Meinung nach das beste Willkommensgeschenk, das wir ihnen als Menschheit überreichen könnten?

CS       Ich würde den Aliens eine Version des Computerspiels »The Sims« mitgeben. Das ist eine Art digitales Puppenhaus, bei dem sie sehen können, wie wir Menschen so leben. Dass wir in riesigen Villen wohnen, jeden Tag eine Kostümparty schmeißen und dauernd unsere Küche abfackeln, wenn wir versuchen, ein einfaches Sandwich zuzubereiten. Meine Hoffnung: Dass die Aliens so erkennen, dass es sich nicht lohnt, diese Spezies zu versklaven.

 

© Goldmann Verlag
Interview: Sarah Bergius
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